WOZ News

Nr. 40 –

Herrenlose

«‹Bubenspiele› nennt man in Bern, was der Reitschule die vielen Negativschlagzeilen beschert: Selbst ernannte Anarchisten, die mit Steinen und Flaschen auf Polizisten losgehen, zurückgeflogen kommen Tränengas und Gummischrot», berichtete der «Tages-Anzeiger». Da müssen wir einfach feststellen, diese Anarchisten werden immer frecher. Jetzt ernennen sie sich schon selber. Als wir jung waren, musste man noch Bakunin auswendig lernen und wurde dann von der Königin zum Anarchisten geschlagen.
Jürg Fischer

Pathologisierte

Die «AZ Nordwestschweiz» schrieb: «Die gut erhaltenen menschlichen Überreste, die in einem Moor im niederländischen Weerdinge gefunden wurden, sind nach Basel gereist. Hier werden sie unter Leitung einer internationalen Forschungsgruppe untersucht, um Kenntnisse ihrer Lebensumstände zu gewinnen.» Wir sind froh zu hören, dass dieser Erasmus-artige Austausch weiterhin funktioniert. Nach der Studienreise werden die Leichen daheim ihr neu gewonnenes Wissen weitergeben können.
Jürg Fischer

Fabulöse

Die alte Weisheit des «Nebelspalters», «Der unfreiwillige Humor kommt gerne in Gazetten vor», hat unverändert Gültigkeit, und so war in der letzten WOZ vom «Mediengewerkschaf Syndicom» zu lesen. Dieses Geschöpf kommt freilich nicht in «Brehms Tierleben» vor, obwohl man es sich gut vorstellen kann, genauso wie den Gewerkfuchs, den Gewerkspecht oder die Gewerkforelle. Und neuerdings den Gewerkhengst. Nein, wir haben schlicht einen Gewerkbock geschossen.
Jürg Fischer

Angesehene

«Am Arbeitsplatz mögen sich viele Menschen diskriminiert fühlen – zum Beispiel Frauen, Ältere, Ausländer, Kleinwüchsige oder Bescheidene», hiess es in der NZZ. Nun – zumindest für die letztgenannte Gruppe gehts doch seit einiger Zeit steil bergauf: Bescheidene werden nicht nur bei der Stellensuche bevorzugt, weil ihre Lohnvorstellungen in sämtlichen Branchen Begeisterung auslösen, sondern sie erfahren bei Diskussionen über die Altersvorsorge auch enorme Wertschätzung seitens bürgerlicher PolitikerInnen.
Karin Hoffsten

Blindfleckige

Mit grosser Sorge stellen wir fest, dass Frauen auf Fotos in der Schweizer Presse häufig nur noch als Leerraum wahrgenommen werden; diese Sehschwäche zeigt sich in der jeweiligen Bildlegende. So war auf einem Foto im «Tages-Anzeiger» mit der Unterschrift «Ein Flüchtling und ein Ausbilder bei der Arbeit» eine der beiden abgebildeten Personen unzweifelhaft weiblichen Geschlechts. Und die NZZ schrieb kürzlich unter eine Fotografie mit vier Personen: «Bundesrat Kurt Furgler (links) erhält im September 1985 von Pierre Arnold und Nicolas Hayek (rechts) die zehnmillionste Swatch-Uhr.» Doch rechts von «rechts» stand noch eine Frau. Wenn das so weitergeht, lesen wir bald unter einem Foto, das Bundesrätin Leuthard mit dem Bundespräsidenten zeigt: «Wirtschaftsminister Schneider-Ammann präsentiert den neusten Entwurf des Modehauses Akris.»
Karin Hoffsten

Fügliche

Abschliessend machen wir gerne darauf aufmerksam, dass die kürzlich im Elektronikfachhandel angebotene «Fügendüse» jetzt nicht mehr nür für die Türkei prodüziert wird, sondern auch für die Schweiz.
Karin Hoffsten

woznews@woz.ch