WOZ News

Nr. 43 –

Wortwählerische

Zahllose Charakterdeutungen der US-WahlkandidatInnen füllen derzeit die Zeitungsseiten. Aufgefallen ist uns ein Kommentar zu Hillary Clinton im «Tages-Anzeiger»: «Sie wirkt auf manche wenig vertrauensvoll, vielleicht auch wenig sympathisch.» Hillary Clinton – ein scheues Reh, das erst noch aus den Tiefen des Waldes gelockt werden muss? Gemeint war wohl «vertrauenswürdig», aber das ist ja nicht schlimm. Echte Sorgen machen uns nur jene WählerInnen, die sich vertrauensvoll für Clintons Gegenkandidaten entscheiden werden.

Lichtgeschwinde I

«Lara Gut mit über einer Minute in Führung», meldete tagesanzeiger.ch/newsnet während der Abfahrt aus Sölden, was nicht nur ihren Fans fassungsloses Staunen abnötigte. Als es am nächsten Tag hiess: «Mit 1,42 Sekunden Vorsprung – einer kleinen Weltreise – lag Lara Gut bei Halbzeit vor der zweitplatzierten (…)», waren alle froh, dass Lara Gut doch noch nicht zu den Rändern des Universums unterwegs ist.

Lichtgeschwinde II

Ob der alte Herr, der kürzlich in einer Todesanzeige betrauert wurde, auch Skifahrer war, wissen wir nicht: «In der Morgendämmerung hat unser lieber Vater, Grossvater, Bruder, Onkel und Schwager unseren Planeten verlassen. Wir sind traurig und im Vertrauen, dass er in den Klängen des Universums weiterlebt.» Schnell war er jedenfalls auch.

Schwerwiegende I

Ein Film, der laut Oktoberprogramm im St. Galler Kinok laufen wird, interessiert uns in erster Linie aus gewerkschaftlicher Sicht: «Die Männer laufen mit finsteren Minen herum (…).» Ein unbeleuchtetes Bergwerk mit sich zu führen, sollte auch körperlich gesunden Männern nicht zugemutet werden. Wir danken Leserin F. für den wichtigen Hinweis.

Schwerwiegende II

Laut nzz.ch wird solches auch beim Schweizer Fussball von manchem Manne verlangt, zum Beispiel vom Trainer des FC St. Gallen: «Joe Zinnbauers Mine war finster nach dem Spiel.» Wir schliessen daraus, dass Zinnbauers Bergwerk vor dem Spiel noch beleuchtet war. Was es jedoch nicht leichter macht.

Überraschende

Auf der Website der «Kreuzlinger Nachrichten» fiel uns folgendes Inserat mit Handynummer auf: «Liebehungrige und kuschelbedürftige Elli zahlt Fr. 200.– für spontanen Sex». Dass besagte Elli zahlungsbereit ist, kann im Zuge der Gleichberechtigung natürlich nicht verwundern. Aber wie der Sex nach telefonischer Verabredung noch spontan sein soll, fragen wir uns schon.

Unterhaltsame

«Später brachte der NSA-Untersuchungsausschuss in Deutschland ans Licht, dass der deutsche Nachrichtendienst BND im Auftrag der NSA in Frankfurt am Main auch Schweizer Internetkabel angezapt hatte», hiess es zu unserer eigenen Überraschung in der letzten WOZ. Dass der Berufsalltag bei Nachrichtendiensten langweilig ist, wissen wir schon lange. Dass das Zappen in Schweizer Internetkabeln viel Abwechslung bringt, bezweifeln wir allerdings.

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