Im Affekt: Helvetas hinterm Busch

Nr. 47 –

«Echte Veränderung» – mit diesem Slogan wirbt seit Ende Oktober eine Kampagne von Helvetas. Die Plakate zeigen jeweils drei Generationen einer Familie aus Schwarzafrika. Ergänzt wird das Foto der drei Menschen durch einen kurzen Satz unter jeder Person, mit dem die «echte Veränderung» erklärt werden soll: Unter der Grossmutter steht: «Ging hinters Gebüsch», unter der Mutter: «Ging aufs Plumpsklo», und unter dem Mädchen: «Drückt die WC-Spülung».

Ohne die Helvetas würde das Mädchen also noch heute hinters Gebüsch gehen wie ihre Grossmutter – behauptet das Plakat. Suggeriert wird: Nur dank einer Hilfsorganisation aus dem Westen sei «echte» Veränderung möglich. Damit führt Helvetas eine Erzählung von der Rückständigkeit und Handlungsunfähigkeit aussereuropäischer Gesellschaften weiter, die auf die Zeit des Kolonialismus zurückgeht. Die Plakate haben deshalb auch für grosse Empörung auf sozialen Netzwerken gesorgt, und das Collectif Afro-Swiss hat in einem offenen Brief die klischierte und passive Darstellung Afrikas kritisiert: Die Kampagne füttere die vorherrschende Idee dieses «berühmt-berüchtigten Afrikas, welches völlig unfähig ist, sich selber ohne Hilfe aus dem Ausland zu helfen». Zynisch erscheint in diesem Kontext die Helvetas-Stellungnahme: «Wir wollen aufzeigen, wie viel sich in den letzten Generationen in den Ländern des Südens verändert hat. Weil die Menschen selbst ihr Leben verändert haben – unter anderem durch Impulse der Entwicklungszusammenarbeit.»

Übrigens: Auch die Migros wirbt für ihre Linie «Generation M» mit drei Generationen. Auf einem Plakatbild stehen Grossmutter, Mutter und Kind vor einer Kuh, in die Kamera strahlend. In der Hand hat jede eine Bürste, die auf dem Rücken der Kuh liegt. Der Slogan: «Seit Generationen der Zeit voraus.»

Wie wohl unechte Veränderung aussehen würde?