PolitikerInnen in den Medien: Nicht einfach den Sepp anrufen

Nr. 47 –

Es ist bezeichnend, dass die Studie bisher für wenig Aufsehen gesorgt hat. Denn eine Studie, die ein Desinteresse feststellt, stösst kaum auf viel Interesse. Die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen hat die Resultate ihrer Erhebung über die mediale Darstellung von Kandidatinnen und Kandidaten vor den eidgenössischen Wahlen 2015 präsentiert. Dafür wurden Text-, Audio- und Bildbeiträge in Print- und Onlinemedien aus den drei Sprachregionen ausgewertet.

Die gute Nachricht zuerst: Es gab keine nennenswerten geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Art, wie über die Kandidierenden berichtet wurde. Die Vorwahlberichterstattung unterscheidet sich diesbezüglich erfreulich von der sonst üblichen Darstellung in den Medien.

Doch nun das grosse Aber: Kandidatinnen waren im Vergleich zu den Kandidaten medial massiv unterrepräsentiert. Während Frauen gut 35 Prozent aller Kandidierenden stellten, fanden sie nur in 24 Prozent der analysierten Beiträge Erwähnung.

Die Vorwahlberichterstattung widerspiegelt diesbezüglich, was auch die restliche Zeit des Jahres Alltag ist. So ergab eine Erhebung des Global Media Monitoring Project im Jahr 2015, dass rund 75 Prozent der in Schweizer Medien interviewten oder beschriebenen Personen männlich waren, insbesondere in Artikeln zu Politik und Wirtschaft.

Dafür kann es viele Gründe geben. Zum Beispiel, dass generell weniger Frauen als Männer im Journalismus tätig sind, erst recht in den Chefetagen. Doch mehr Frauen im Journalismus allein sind kein Garant dafür, dass auch mehr über Frauen berichtet wird.

Die Schaffung von Netzwerken und Datenbanken wie femdat.ch oder medienfrauen.ch ist schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung. Vielleicht fällt es uns JournalistInnen dann auch einfacher, uns an der Nase zu nehmen und auf der Suche nach ExpertInnen zu einem bestimmten Thema nicht einfach den Sepp anzurufen, den man immer fragt und der üblicherweise ein Mann ist. Sondern ein bisschen Zeit und Effort zu investieren, eine Fachfrau oder Politikerin zu finden und zu befragen, die medial noch nicht gross zu Wort gekommen ist, aber durchaus etwas zu sagen hätte. Die gibt es nämlich zuhauf.