Diesseits von Gut und Böse: Die Wissensnation

Nr. 50 –

Kaum etwas macht alle im Land so stigelisinnig wie internationale Vergleiche und Rankings – aktuell sinds mal wieder die Pisa-Testergebnisse. «Wir sind Europameister im Rechnen», jubelte der «Blick am Abend» und verbarg feinfühlig irgendwo im Text, dass «wir» nicht ganz so gut lesen können: Zwanzig Prozent der getesteten Fünfzehnjährigen kennen zwar die Buchstaben, verstehen aber den Inhalt des Gelesenen nicht. «Schön war die Zeit, als die Jugendlichen noch Gratiszeitungen lasen», seufzte es in der «NZZ am Sonntag».

Bei den Naturwissenschaften schnitt die Schweiz besser ab als beim Lesen. Also muss ein beachtlicher Teil der Getesteten diverse Fragen wie «Welche Auswirkung hat die Atmosphäre eines Planeten auf die Anzahl der Krater auf der Oberfläche des Planeten?» (zitiert nach srf.ch) richtig beantwortet haben, ohne deren Inhalt zu verstehen. Das verstehe nun wieder ich nicht.

Gründe für die Leseschwäche suchen die einen bei den MigrantInnenkindern, andere in der Mundart. Ein Leserbrief im «Tages-Anzeiger» erklärte den Spitzenplatz Finnlands so: «Das Lesen war in den dunklen Wintermonaten die Chance, mit Fantasie in ferne Welten einzutauchen. Unsere Stärken lassen sich aber grösstenteils mit den Instrumenten des Pisa-Tests nicht erfassen.» Und zum Fahnenschwingen und Hornussen braucht es nun mal Licht.