Äthiopien und Simbabwe: Brüchige Aufbrüche

Nr. 26 –

Addis Abeba in Äthiopien und Bulawayo in Simbabwe liegen mehr als 3400 Kilometer voneinander entfernt. Fast zeitgleich kam es in den beiden Städten am Samstagnachmittag zu Explosionen an politischen Grossanlässen. In beiden Fällen wurden Granaten gezündet, und Ziel waren die jeweiligen Staatsoberhäupter: in Äthiopien Premierminister Abiy Ahmed, in Simbabwe Präsident Emmerson Mnangagwa.

Beide überlebten unverletzt. Aber in Addis Abeba gab es zwei Todesopfer und über 150 teils lebensgefährlich Verletzte, als unter den Zehntausenden Anwesenden Panik ausbrach. Auch in Bulawayo gab es zwei Tote – unter den fast fünfzig Verletzten waren die beiden Vizepräsidenten Kembo Mohadi und Constantino Chiwenga. Die Ähnlichkeiten zwischen den Anschlägen sind frappant: In beiden Fällen galten sie Machthabern, die erst seit kurzer Zeit im Amt sind. Sie beide versprechen Wandel und Demokratisierung. Und beide waren repressiven Machtapparaten entwachsen, die sie nun vollmundig zu reformieren versprechen.

Die Hintergründe beider Anschläge sind noch ungeklärt. In Simbabwe sind sich aber viele einig, dass die TäterInnen innerhalb der Regierungspartei Zanu-PF zu suchen sind. Denn die Machtkämpfe zwischen den verschiedenen Parteifraktionen, die im November zum Rücktritt von Präsident Robert Mugabe führten, sind bei weitem nicht beendet. «Das waren meine normalen Feinde», sagte Mnangagwa kurz nach dem Anschlag. Eine bemerkenswerte Aussage: In rund einem Monat finden in Simbabwe Präsidentschaftswahlen statt. Anstatt Wahlkampf zu betreiben und die Opposition zu beschuldigen, setzt Mnangagwa auf Deeskalation.

In Äthiopien wird derweil spekuliert, dass GegnerInnen der von Abiy Ahmed angekündigten Reformen für den Anschlag verantwortlich sind. Die Annäherung an den «Erzfeind» Eritrea, die Verschiebung der Machtverhältnisse in der Regierung und im Sicherheitsapparat: Bereits scheint der Premier damit auf bewaffneten Widerstand zu stossen.

So machen die beiden Anschläge vom Samstag schlagartig deutlich, wie hoch sowohl in Äthiopien als auch Simbabwe die Hürden für den versprochenen Wandel tatsächlich sind.