Agenda

Nr. 15 –

Im alpinen Kunstraum

Die Schweizer Alpenpässe sind in der zeitgenössischen Kunstszene ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Und doch fand zwischen 1983 und 1999 auf dem Furkapass ein höchst aussergewöhnliches Kunstprojekt statt. Bekannte Namen wie Marina Abramovic, Jenny Holzer oder Roman Signer bespielten das Kunstlaboratorium auf 2429 Metern über Meer. Stararchitekt Rem Koolhaas baute das Hotel Furkablick auf listige Art um. Jahr für Jahr pilgerte die internationale Kunstszene ins unwirtliche Gelände, um die neusten Arbeiten auszukundschaften – weit weg von steril weissen Ausstellungsräumen und Kommerz.

Das Haus für Kunst Uri zeigt Dokumente aus der Aktivzeit der Kunstaktion, vor allem Fotos und Videos von Performances. Wer will, kann nach der Schneeschmelze den kunstverwunschenen Furkapass weiter erkunden.

«Furka – Kunst auf dem Pass ab 1983» in: Altdorf Haus für Kunst Uri. Bis 26. Mai 2019. www.hausfuerkunsturi.ch

Leben und Abenteuer

Allein schon der Titel von Irmtraud Morgners «Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura» sticht kunstvoll in die Tiefen biografischer Verspiegelungen. Im Büchlein «trobadora.montage. Texte zu Irmtraud Morgner» haben sich sechs Autorinnen ihre Gedanken zum bereits 1974 erschienenen Roman gemacht, in dem eine mittelalterliche Liebessängerin auf eine Ostberliner Triebwagenfahrerin trifft. Dabei gehts auch um die Frage, wer heute worüber schreiben kann, darf und will.

Buchvernissage und Lesung mit Annette Hug, Gianna Molinari und vielen anderen in: Zürich Photobastei, Sihlquai 125, am Fr, 12. April 2019, 19.30 Uhr.

Verstörend schön

Kühn liesse sich behaupten, dass es zu den Themen Überleben, Verrat und Schuld im Zeichen des Holocaust keinen klügeren Film gibt als Christian Petzolds «Phoenix»: ein dunkel schimmerndes Werk, das weder Realismus noch psychologische Glaubwürdigkeit anstrebt, sondern der Wahrheit durch die Hintertür der Künstlichkeit und des Filmzitats nachspürt. Die Jüdin Nelly überlebt mit zerschossenem Gesicht das KZ. In der Nachkriegszeit macht sie sich auf die Suche nach ihrem Mann, der sie wahrscheinlich verraten hat. Dieser erkennt sie anscheinend nicht wieder. Doch um ans Erbe seiner totgeglaubten Frau zu kommen, will er, dass die geheimnisvolle Unbekannte deren Rolle übernimmt. «Phoenix» ist so verstörend schön wie seine famose Hauptdarstellerin Nina Hoss – und verliert dabei nichts von seiner analytischen Wucht.

«Phoenix» von Christian Petzold in: Basel Stadtkino, am Sa, 13. April 2019, 17.30 Uhr.