LeserInnenbriefe

Nr. 16 –

Ungeheuerliche Gewalt

«Videospiele und Sexismus: Eine Welt, in der er noch machen kann, was er will», WOZ Nr. 13/2019

Immer wieder sorgten Fälle von krassem Sexismus in der Gamingszene für Aufsehen, schreibt der Autor. Ausser Sexismus ist in vielen Games, gerade in Shooter-Games, auch ungeheuerliche Gewalt an der Tagesordnung. In solchen Games werden virtuell «zum Spass» in kurzer Zeit mehr Menschen umgebracht als jetzt bei dem kürzlichen Angriff eines Irren auf zwei Moscheen in Christchurch in Neuseeland oder als Friedrich Leibacher am 27.  September 2001 im Zuger Kantonsparlament das Feuer eröffnete und vierzehn Menschen erschoss. Im Killergame «Counter Strike» erzielt man durch einen tödlichen Kopfschuss mehr Punkte als durch einen Schuss in die Beine. In den Medien wird der negative Einfluss auf die Psyche solcher schrecklichen Killergames meist heruntergespielt. Die Altersbeschränkung von achtzehn  Jahren soll genügen. Dies hat natürlich etwas für sich. Mit neunzehn  Jahren muss der Schweizer in der Armee sowieso lernen zu töten.

Für Armeen sind speziell Ego-Shooter-Games positiv. Kriege werden in diesen Spielen meist verherrlicht und als etwas Alltägliches dargestellt. Die Rekrutierung von Berufssoldaten in den USA, Deutschland und anderswo wird so erleichtert. In Games werden auch Feindbilder aufgebaut, die notwendig sind, um Kriege überhaupt führen zu können: Einmal sind diese Feinde «Islamisten», «Araber», dann «Chinesen», und wie früher wieder einmal «Russen».

Heinrich Frei, Zürich

Warum Pestizide?

«Pestizide: Wenn makabre Wespen helfen», WOZ Nr. 13/2019

Vielen Dank für den spannenden, sehr informativen Artikel! Ich erfahre, dass die wichtigste Massnahme für den biologischen Pflanzenschutz des FiBL «die Vernetzung und Aufwertung der Landschaft, des ganzen Ökosystems» sei. Und dass «die Pestizide» eine der Hauptverursacherinnen des Insektensterbens seien. Das führt mich zu den Fragen, warum wir überhaupt Pestizide einsetzen und warum wir so wenig Platz für die dringend nötige Vernetzung und Renaturierung von Flächen zur Verfügung haben.

Laut einem neuen Bericht von Agroscope verbrauchen wir weltweit 82  Prozent des fruchtbaren Bodens für Weideflächen und Futtermittelanbau. Wir gewinnen aber auf dieser Riesenfläche nur 17  Prozent der Kalorien für die Ernährung der Menschen (Proteinanteil: 37  Prozent). Umgekehrt werden also auf 18  Prozent des fruchtbaren Bodens 82  Prozent der Kalorien für die Menschheit in Form von Pflanzennahrung gewonnen. Um die gesamte Menschheit pflanzlich zu ernähren, würde lediglich etwa ein Viertel der Fläche gebraucht! Ich verdopple in der Rechnung diese Fläche, damit wir ohne Pestizide, humusaufbauend, sogar ohne Mist und Vergüllung anbauen können. Dann bleiben 50  Prozent des fruchtbaren Bodens für die dringend notwendige Vernetzung und Aufwertung unserer Landschaften, unseres ganzen Ökosystems übrig. Ebenso bliebe ein Teil für die Bewaldung, um unter anderem CO2 zurückzubinden. Und das Problem mit dem Methan und dem Distickstoffmonoxid wäre gelöst und das mit dem Nitrat im Grundwasser und das mit den multiresistenten Keimen und so weiter. Und bis hierher habe ich weitere Folgen der industriellen Tierausbeutung wie Landraub, Vertreibung, Welthunger, Tierleid und Zivilisationskrankheiten noch nicht einmal angesprochen.

Auf dem Plakat einer Klimaaktivistin las ich «change by design or by disaster?» Entwickeln oder untergehen? Die Entscheidung liegt ganz bei uns.

Christine Gadola, Dielsdorf