Was weiter geschah: XR: Tausend Festnahmen, fünfzig Anklagen

Nr. 17 –

Sechs Tage nach Beginn des Klimaprotests in London forderte Bürgermeister Sadiq Khan die AktivistInnen von Extinction Rebellion (XR) auf, endlich aufzuhören, damit die Stadt wieder zu «business as usual» übergehen könne. Es war eine denkbar ungünstige Wortwahl – denn die Bewegung will gerade verhindern, dass alles so bleibt wie jetzt. Mit dem Ziel, die Regierung zu einer wirksamen Klimapolitik zu zwingen, brachte XR Anfang letzter Woche vier Verkehrsknotenpunkte unter Kontrolle und baute sie zu lebhaften Protestcamps aus.

Trotz der Versuche gehässiger Boulevardkolumnisten und konservativer Politikerinnen, die Verkehrsstörung als gefährliche Bedrohung darzustellen, erweckten die AktivistInnen viel Sympathie. Ihre Proteste waren familienfreundlich und betont höflich, und so sah die Polizei zunächst keinen Anlass, einzuschreiten. XR gewann auch die Unterstützung zahlreicher Prominenter im In- und Ausland – von Noam Chomsky bis zu Rowan Williams, dem ehemaligen Erzbischof von Canterbury. Höhepunkt war der Besuch der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg, die am Sonntag vor mehreren Tausend Leuten auftrat.

Auf die Länge wurde es den Behörden dann doch zu viel. Über die Osterfeiertage räumte die Polizei eine Blockade nach der anderen, am Montag stand nur noch das Camp beim Marble Arch. Seit Beginn des Protests sind über tausend TeilnehmerInnen festgenommen und mehr als fünfzig angeklagt worden – ein Gründungsmitglied nannte es die «grösste Aktion zivilen Ungehorsams», die das Land je gesehen habe. Allein die Tatsache, dass XR den Kampf gegen den Klimawandel eine Woche lang in den Schlagzeilen halten konnte, habe den Protest zu einem Erfolg gemacht.

Nachtrag zum Artikel «Sommerfest fürs Klima» in WOZ Nr. 16/2019 .