Editorial: Die Schweiz von aussen

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Am 20. Oktober wählt die Schweiz ein neues Parlament. Aus diesem Anlass haben wir vier SchriftstellerInnen aus ver­schie­denen Ländern gebeten, einen persön­lichen Blick von aussen auf das Land zu werfen. Ayelet Gundar-Goshen reiste kürzlich von Tel Aviv ins Engadin – und kippte vom Rausch des Schönen zurück in die Realität («Im Rausch der Verwandlung durchs Engadin» ). Der Berliner Max Czollek kam als Teil eines Dichterkollektivs und lernte die ­schweizerische Abneigung gegen alles Radikale kennen («Das Land mit der vertrauten Sprache, die ich nicht verstehe» ). Doris Knecht erlebte Anfang des Jahrtausends in Zürich Mentalitäts­unterschiede zu ihrer Wahlheimat Wien («Wie eine Wienerin in Zürich fast heimisch wurde» ). Die Simbabwerin Petina Gappah arbeitete jahrelang in Genf, fühlte sich in der Stadt aber wie «ausgerenkt» («Mein kurzes Leben in der Blase» ).

Auch der deutsche Fotograf Andreas Herzau nähert sich der Schweiz von aussen. Seine Serie «Helvetica» sprengt als dichte Bildergeschichte die Grenzen der klassischen Reportage­fotografie. Über ein halbes Jahrzehnt lang hat Herzau das Land ­immer wieder mit seiner Kamera bereist und ­Vorstellungen und Vor­urteile mit dem Vorgefundenen abgeglichen. Er ­kommt so Bruchstellen und Widersprüchen des schweizerischen ­Selbstbilds visuell prägnant auf die Spur – und reflektiert ­gleichzeitig seinen eigenen Aussenseiterblick. Herzaus Reihe «­Helvetica» ist Ende 2017 im Nimbus-Verlag als Buch ­erschienen.