Rechte Medien: Die Migros und das Buureradio

Nr. 9 –

Die Migros macht jetzt auch Radio: Am Erscheinungstag dieser WOZ geht Radio Tell auf Sendung. Die Migros hat das Internetradio adoptiert und ihm flugs einen neuen Namen verliehen, um vergessen zu machen, woher das Kind stammt. Es kam als Buureradio zur Welt und hatte zwei Väter: SVP-Präsident Toni Brunner und Altnationalrat Peter Weigelt. Bevor die Herkunft von Radio Tell ganz vergessen geht, sei sie hier nochmals kurz erzählt.

Brunner und Weigelt gründeten ihr Internetradio 2005. Weigelt sass damals noch für die FDP im Parlament und repräsentierte den äussersten rechten Rand der Partei. Noch heute betreut Weigelt den «Trumpf Buur – Aktion für freie Meinungsbildung», eine rechtsbürgerliche Organisation, die seit Jahrzehnten gegen AusländerInnen, den Staat und die EU polemisiert und früher oft hetzerische Zeitungsinserate publizierte. Der «Trumpf Buur» ist übrigens Teil der Stiftung Liber’all, die vom gescheiterten St. Galler Wegelin-Banker Konrad Hummler präsidiert wird.

Vor sechs Jahren hatte Brunner grosse Pläne mit seinem Radio und suchte Glamour. Er wollte einmal wöchentlich mitten unter den Kühen in seinem Stall im Toggenburg Prominenz empfangen. Der damalige Mister Schweiz, Renzo Blumenthal, moderierte zudem das Buureradio-Wunschkonzert. Die erste Sendung muss lustig gewesen sein: Toni Brunner interviewte Toni Brunner. Leider kann man das Gespräch nicht nachhören, weil www.buureradio.ch bereits auf www.radiotell.ch umgeleitet wird, wo kein Archiv, keine Vergangenheit existiert.

Lang hielt Toni mit den Stallgesprächen nicht durch, Journalismus ist eben doch nicht so einfach, wie Bauer Brunner meinte. Bald gab es auf dem Buureradio nur noch Musik ohne Moderation. Anfang Jahr war das Radio dann bankrott.

Die Migros ist eingesprungen und will von der Swissness profitieren, die das Radio umgibt. Sie hat aber gesagt, sie würde es nur ohne politische Altlasten übernehmen. Brunner und Weigelt sind draussen. Der Name ist weg. Wobei Radio Tell auch nicht gerade unbelastet ist, könnte man doch meinen, es sei das Radio der rechtsgefederten Waffenlobbyorganisation Pro Tell.