The Stone Collection of Tim & Puma Mimi: Zwischen Shinjuku und dem Zürichsee

Nr. 18 –

Klingeltöne aus dem japanischen Alltag wabern durch die Melodien von Tim & Puma Mimi. Die beiden sammeln Geräusche und Steine zwischen Europa und Japan, schleifen sie im Studio zu irrwitzigen Kleinoden, werkeln daran herum, lassen es knarren und zirpen. Sie schaffen in ihrem Klanglabor simple und charmante kleine Melodien, die wie hinterhältige Kinderlieder daherkommen. Sie flechten Lautsprecheransagen von Bahnhöfen ein, lassen sich von Pastor Leumunds Instrumenten und Hans Arp zu allerhand Nonsens verleiten.

Vor beinahe zehn Jahren fanden sich Tim und Puma Mimi – also Zürich und Tokio – während einer Chlausparty in Holland. Die beiden, die eigentlich Christian Fischer und Michiko Hanawa heissen, haben eine Affinität für altertümliche elektronisch gesteuerte Instrumente wie Microkorg, Casio, Minimoog. Tim spielt zusätzlich Gitarre, Flöte, Steelguitar, Piano, und Puma Mimi singt und summt dazu. Im verspielten «Q-cumber» leitet Tim Strom durch eine Gurke und erzeugt so brummlige Klänge, Knackeboul beatboxt dazu, Kid Schurke spielt die Ukulele, und Puma Mimi singt darüber «I feel gurk». Die Gurke haben sie bei Coop gekauft. In «Musik Business» rappt das Duo Zebra Baby aus New York zu flirrenden Klängen über das Geschäft, das keines mehr ist, und Mimi hinterlässt auf Deutsch zur Melodie von «Do-re-mi» auch nur Fragezeichen.

«Toryanse» beschliesst die amüsante Sammlung von klingenden Steinen. Es ist ein altes japanisches Volkslied von unbekannter Hand. Puma Mimi singt zur akustischen Gitarre von Toshi TKNG und den dünnen hingeklimperten Klängen eines Casio. Nach knapp zweieinhalb Minuten folgen drei Minuten Stille, dann setzen starke Windgeräusche ein, ein Motor brummt. Undeutliche Wortfetzen sind zu vernehmen: «Was haben nur … Automatic … Hallo Geosa.» Nach weiteren drei Minuten donnert ein punkiger Song los, der langsam im elektronischen Nirwana verebbt.
Fredi Bosshard

Tim & Puma Mimi: The Stone Collection of Tim & Puma Mimi. Mouthwatering Records / Irascible