Islamophobie: Einen Massenmörder zitieren

Nr. 21 –

Als Ayaan Hirsi Ali auf die Bühne trat, ahnte niemand, dass die niederländische Publizistin wenig später den Massenmörder Anders Breivik zustimmend zitieren würde. Das war letzte Woche. Der Axel-Springer-Verlag hatte zum 100. Geburtstag des verstorbenen Verlagsgründers geladen. Dabei erhielt Hirsi Ali einen Ehrenpreis. Für ihre unermüdliche Kritik am Islam.

Kurz zuvor hatte Leon de Winter zur Laudatio ausgeholt. Der niederländische Schriftsteller erzählte von der Somalierin, die in den Westen floh, um 2002 am niederländischen Fernsehen zu bekennen, dass sie sich nicht länger als Muslimin betrachte. Dann sprach er von der Freiheit, die «vom Islam» bedroht werde. Für Grautöne war da kein Platz. Diese wollte auch niemand hören. Deutschlands konservative Elite hatte sich zusammengefunden, um sich im Namen der Frauenrechte als Bastion gegen die Barbarei des Islam zu zelebrieren. Hirsi Ali ist deren Kronzeugin.

Sie sprach von den «Anwälten des Schweigens», die jene zensurierten, die vor der Gefahr des Islam zu warnen suchten – als ob die latente Islamophobie in Europa nicht längst zum Mainstream gehörte. Diese Anwälte des Schweigens, so Hirsi Ali, hätten Breivik bewogen, letzten Sommer auf der Insel Utoya 69 Menschen zu erschiessen. «Er sagt sehr klar: Weil alle Möglichkeiten, seine Meinung zu äussern, zensuriert worden seien, habe er keine andere Wahl gehabt, als Gewalt anzuwenden.» Trifft Breivik also gar keine Schuld? Hatte er keine andere Wahl, als das Schweigen mit einem Massenmord zu brechen? So sei das nicht gemeint gewesen, behauptete Hirsi Ali später. Die Gäste ehrten sie jedenfalls mit stehenden Ovationen.

Als sie jung war, sagt Hirsi Ali, habe sie die Überzeugungen von Usama Bin Laden geteilt. Hirsi Ali ist Fanatikerin geblieben. Sie hat nur die Seite gewechselt.