WOZNews

Nr. 3 –

Basisdemokratische

«Ein Wahlprogramm, das jeder selbst umsetzen kann», offeriert uns Biber, das Versandhaus für Umweltprodukte, im neusten Newsletter: «Ob wir alle paar Jahre mit dem Kreuzchen am Wahlzettel etwas bewegen, sei dahingestellt. Täglich aber zücken wir die Geldtasche und treffen Entscheidungen, die für jeden Einzelnen handfeste Folgen hat.» Neben einer kleinen Grammatikschwäche hat sich in dieser Firma offenbar eine grosse Politikmüdigkeit breitgemacht, weshalb sie uns eine Alternative anbietet, nämlich «viermal im Jahr ein ‹Wahlprogramm› in Form eines Katalogs, das keine koalitionären Kompromisse benötigt, sondern für das man sich Stück für Stück mit Hausverstand entscheiden kann». Doofe Regierungen stören dabei nur.

Dekorative

Der schwierigen Thematik, was eine selbstbestimmte Gesellschaft ausmacht, näherte sich das Schweizer Fernsehen aus anderer, ebenfalls kritischer Sicht. Über einen Dokumentarfilm hiess es auf srf.ch: «Von Ägypten bis an den Persischen Golf, von Madrid bis Reykjavík – neue, junge Protestbewegungen prägen und verändern das moderne Leben. Mithilfe von Social Media ist Kommunikation und Interaktion viel schneller geworden.» Ganz davon abgesehen, dass anscheinend auch hier ein kleines Problem mit Singular und Plural vorliegt, weist SRF mit dem Titel des Films – «Wir sind Dekokratie» – elegant auf eine gesellschaftliche Grundproblematik hin: Auch in der Politik zählt nur das attraktivste Selfie.

Selbstbewusste

Es stand in «20 Minuten»: «Beim Dreispitzareal bemerkte ein Firmeninhaber einen Unbekannten, der sich an einem Lieferwagen zu schaffen machte. In der Folge ergriff dieser zu Fuss die Flucht.» Auch Lieferwagen lassen nicht mehr alles mit sich machen.

Treffsichere

Im Editorial der «Weltwoche» analysierte Verleger und Chefredaktor Roger Köppel gewohnt scharf: «Die Schweiz kann eine Netto-Zuwanderung von 85 000 Menschen jährlich auf Dauer nicht verkraften. Das heutige Modell ist nicht nachhaltig. Das spürt instinktiv doch jedes Kind.» Dem kindlichen Instinkt vertrauend, haben wir nun beschlossen, unsere Ernährung ab sofort auf Spaghetti mit Tomatensauce und Krümelmonstermuffins umzustellen.

Sadomasochistische

Vor einer Weile wurde im «Tages-Anzeiger» übers Sexfilmfestival «Porny Days» berichtet, bei dem es unter anderem um «Sadism and Machoism» gegangen sei. Nun geht es ja weltweit immer und überall um «Machoism», doch bei der Filmauswahl hätten die VeranstalterInnen «mit einem smarten Grundsatzentscheid die Spielwiese eingezäumt», hiess es weiter. Vermutlich wären ihnen die vielen Machos sonst davongehüpft.

Untote

Das Sprachbild der Woche war diesmal hausgemacht, denn die Frage, ob es denn nebensächlich sei, wenn sich der Papst «entschieden gegen die Menschenopfer ausspricht, die dieses System sterben lässt», entdeckte Leserin F. in der WOZ. Sollte dadurch der Eindruck entstanden sein, Franziskus setze sich vor allem für Zombies ein, bitten wir herzlich um Entschuldigung.

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