DJ Rashad (1979–2014): Botschafter aus Chicagos Strassen

Nr. 19 –

Sein Debütalbum «Double Cup» vom vergangenen Herbst liess die elektronische Dance-Gemeinde weltweit aufhorchen und wurde auch in der WOZ ausführlich besprochen. Nun ist DJ Rashad, Footwork-Produzent aus Chicago, im Alter von 34 Jahren gestorben. Zuerst war von einer Überdosis die Rede, sein Cousin gab jedoch an, Rashad sei an einem Blutgerinnsel gestorben.

Juke oder Footwork ist ein schnell getakteter House-Stil, der aus Tanzwettbewerben entstanden ist. Der gefeierte DJ, mit bürgerlichem Namen Rashad Harden, benannte sein Debüt nach einem Szenegetränk aus Codein und Sprite, und so klingt es auch: treibend, aufputschend, ekstatisch. Rashads Tracks gehen weit über die gängigen Footwork-Produktionen hinaus, hörbar sind auch die Einflüsse seiner Aufenthalte in London: Jungle- und Acid-House-Reminiszenzen tauchen in allen vierzehn Stücken des Albums auf. So offen, so ausgearbeitet, so vielfältig hörte sich bisher noch kein Juke-Album an.

«Double Cup» wurde auf dem renommierten britischen Label Hyperdub veröffentlicht und ebnete dem Produzenten den Weg zum weltweiten Erfolg. Es wurde von Fans wie von der Kritik gleichermassen euphorisch gefeiert. Die von DJ Rashad in Chicago gegründete Teklife Crew sowie Graffiti Crews und ProduzentInnen aus aller Welt zollten ihm Tribut, Radiosender von Rinse FM bis hin zu BBC 1 würdigten ihn mit Spezialsendungen.

«Double Cup» ist das wohl bisher stärkste Juke- oder Footwork-Album, seit die Musik aus Chicago zum Genre geworden ist – und es machte Rashad Harden weit über seine Heimatstadt hinaus zum Botschafter des rohen, hypnotischen Sounds der Chicagoer Strassen. Doch die ständigen Touren, die schlaflosen Nächte, die steigende mediale Aufmerksamkeit forderten auch ihren Preis. «I’m Gone», «Heaven Sent» und «Itz Not Rite» lauten einige seiner Tracktitel. Als hätte er seinen eigenen Tod vorausgeahnt, hallen darauf die gesampelten Stimmen prophetisch nach.