Hausmitteilungen: Der GAV-Coup

Nr. 38 –

Am letzten Donnerstag traf sich im Fünfsternehotel Victoria Jungfrau in Interlaken der Verband Schweizer Medien (VSM) zu seiner Jahresversammlung. Die Versammlung der VerlegerInnen nahm ihren gewohnten Lauf, bis zum Traktandum mit den Jahreszielen. Die Gewerkschaft Impressum stellte den Antrag, dass nach elf Jahren ohne Gesamtarbeitsvertrag (GAV) endlich wieder Verhandlungen zwischen den Sozialpartnern aufgenommen werden sollten. VSM-Präsident Hanspeter Lebrument wollte nicht über den Antrag abstimmen lassen, weil ein solcher der Mitgliederversammlung nicht zustehe.

Darauf meldete sich für die WOZ Kaspar Surber zu Wort: Der Antrag sei gemäss den Statuten sehr wohl möglich, und überhaupt sei in einem Schweizer Verein die Mitgliederversammlung das oberste Organ. Auch im VSM habe die Demokratie zu gelten. Lebrument hielt an seiner Behauptung fest. Im Saal herrschte Schweigen, bis Urs Gossweiler, Verleger der «Jungfrau Zeitung», aufstand: «Als Mitglied in diesem Verband seit 1907» gebe er der WOZ recht. Lebrument unterbrach darauf die Versammlung. Das Präsidium des Verbands zog sich zu einer Beratung zurück. Schliesslich verkündete Tamedia-Chef Pietro Supino, dass GAV-Verhandlungen zum Jahresziel erklärt werden sollten. Die Versammlung stimmte dem Ziel einstimmig zu. So kommt es, wenn die Kleinen spontan zusammenhalten. Ob es den VerlegerInnen mit dem GAV ernst ist, wird sich bis in einem Jahr zeigen. Dann kommt ja auch schon die nächste Mitgliederversammlung.