Energiepolitik: Landschaft verschandelt, Atomausstieg abgesagt

Nr. 44 –

Berschis? Wo liegt das denn? Vorbeigefahren sind schon fast alle an den felsigen Hängen zwischen Sargans und Walensee. Sie gehören zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN). Hier stürzt der wilde Berschnerbach über mehrere Wasserfälle ins Tal – noch.

Die Kraftwerke Berschnerbach AG, die zu 49 Prozent der Berner Mühleberg-Eigentümerin BKW gehört, will hier trotz BLN-Schutz ein Kleinwasserkraftwerk bauen. Dagegen wehrt sich die Schweizerische Greina-Stiftung (SGS) seit Jahren. Jetzt hat das St. Galler Verwaltungsgericht zugunsten des Kraftwerks entschieden, und die SGS zieht den Entscheid nicht weiter. «Mit dem jetzigen Energiegesetz, das Kleinwasserkraftwerke extrem bevorzugt, haben wir keine Chance gegen das Projekt», sagt Gallus Cadonau, der Geschäftsführer der SGS.

Die SGS rechnet, dass Kraftwerkbetreiber mit den heutigen Regelungen bis 400 Prozent der Baukosten von der Kostendeckenden Einspeisevergütung bekommen können. Dies, obwohl neue Kleinwasserkraftwerke nur einen winzigen Beitrag zur Energiewende liefern: 95 Prozent der geeigneten Gewässer werden schon für die Energiegewinnung genutzt.

«Der Schlüssel für die Energiewende sind nicht neue Wasserkraftwerke, sondern Plusenergiebauten», sagt Cadonau. «Gebäude, die mehr Energie produzieren, als sie verbrauchen, Neubauten wie auch Sanierungen. Aber da schläft die Schweiz.» Der Berschnerbach ist nur ein Beispiel, wie Schutzgebiete unter dem Vorwand der Energiewende unter Druck kommen. Mit dem neuen Parlament droht mehr denn je, dass am Ende beides verloren geht: Die BLN-Gebiete werden verschandelt – und der Atomausstieg trotzdem abgesagt.