Agenda

Nr. 39 –

Im Schneideraum

Sagt man jetzt Cutterin oder Editorin? Wie wärs mit Schnittmeisterin? Unter diesem Titel wird im Stadtkino Basel die Österreicherin Monika Willi mit einer Werkschau geehrt. Ein Streiflicht auf die Frau am Schnittpult: Das ist für sich schon eine schöne Geste, wenn anderswo gerade Stars und andere prominente Aushängeschilder abgefeiert werden. Und was bei Monika Willi an Filmen zusammenkommt, ist eine eindrückliche Retrospektive zum neueren österreichischen Kino: fast alle Filme von Michael Glawogger und die besten Werke von Michael Haneke, dazu Filme von Barbara Albert, Josef Haders Regiedebüt «Wilde Maus» oder der Erstling des viel zu früh verstorbenen Jörg Kalt.

Schnittmeisterin Monika Willi in: Basel Stadtkino, 1. bis 30. Oktober 2017. Gespräch mit Monika Willi: Mo, 2. Oktober 2017, 20 Uhr. Programm: www.stadtkinobasel.ch.

Florian Keller

Kehrseite der Spasskultur

Wir hören den Sound der Spasskultur: Gelächter und stampfende Discomusik, den Lärm von Schaubuden. Aber alles nur aus dem Off, denn wir sind backstage, hinter den Kulissen eines Vergnügungsparks. Hier spielt «Park» von Nina Stadler und Annalena Fröhlich. Zusammen nennen sie sich deRothfils, in ihren Choreografien gehen sie gerne der Idiotie und Absurdität des Daseins nach. Wie abgelöschte Gute-Laune-Marionetten watscheln die Figuren in «Park» über die leere Bühne, zwischen tragischem Slapstick und bodenloser Komik. Zu erleben ist diese Kehrseite der Spassgesellschaft jetzt in Birsfelden – und die Woche darauf am Yeah-Yeah-Yeah-Tanzfestival in Zürich.

«Park» in: Birsfelden Theater Roxy, Do/Fr, 28./29. September 2017, 20 Uhr.

Yeah Yeah Yeah, Tanzfestival in: Zürich Rote Fabrik. Bis 7. Oktober 2017. www.yeahyeahyeah.ch

Florian Keller

Von Wäldern und Wolken

Wenn der Zürcher Zeitgenosse Tobias Madörin den Pilatus vor einem aufgewühlten Himmel fotografiert, wirken die sich türmenden Gewitterwolken wie gemalt. Als der Luzerner Landschaftsmaler Robert Zünd vor circa 150 Jahren einen Waldweg auf die Leinwand pinselte, sahen die auf dem Laub tanzenden Sonnenflecken wiederum aus wie fotografiert. Dieses intime Spannungsverhältnis zwischen naturalistischer Malerei und landschaftsmalerischer Fotografie lotet die Ausstellung «Bellevue» im Kunstmuseum Luzern mit Gegenüberstellungen und Überlappungen von Zünds Gemälden und Madörins Fotografien aus. Dass einem dabei die Unterscheidung zwischen Kunst und Natur vor den eigenen Augen zu verschwimmen beginnt, ist nur einer der erstaunlichen Effekte dieser bildnerischen Überdosis Realismus.

«Robert Zünd (1827–1909). Tobias Madörin (*1965). Bellevue» in: Luzern Kunstmuseum. Bis 15. Oktober 2017. www.kunstmuseumluzern.ch

Daniela Janser