Mann, wie er fehlt! Philip Seymour Hoffman, gestorben vor acht Jahren. In «Punch-Drunk Love» spielte er einst einen Matratzenverkäufer, jetzt debütiert sein Sohn Cooper Hoffman im Kino – und in einer glucksenden Hommage an den verstorbenen Vater zieht seine Figur im Film zwischenzeitlich ein Geschäft mit Wasserbetten auf.

Damals wie heute heisst der Regisseur Paul Thomas Anderson («Magnolia»). Dessen Filme tasten oft die unsauberen Randzonen zwischen Showbusiness und Kleingewerbe ab – auch jetzt wieder, wenn er für «Licorice Pizza» ins San Fernando Valley heimkehrt, wo er aufgewachsen ist, in der unglamourösen Agglomeration von Los Angeles. Das Jahr ist 1973, und Hoffman spielt den fünfzehnjährigen Kinderstar Gary, der schon etwas zu sehr aus der Form geraten ist, um noch herzig zu sein. Als er Alana (Alana Haim) trifft, ist er gleich felsenfest überzeugt, die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Dass sie zehn Jahre älter ist als er, lässt er als Einwand partout nicht gelten.

Der Altersunterschied zwischen den beiden Figuren hat mancherorts bereits moralische Panik ausgelöst. Dabei ist das Schöne an diesem Paar, dass man nie recht weiss, ob sie überhaupt schon eines sind. Was ist das für eine Beziehung, die sich da entspinnt: Ist es Freundschaft? Oder doch irgendwie Liebe, rein platonisch? Als Gary für einen TV-Auftritt in New York eine volljährige Begleitperson braucht, ist Alana jedenfalls gern dabei – halb stolz, halb amüsiert über ihre Rolle als mütterliche Aufpasserin.

Aber wer ist hier Lakritz, wer ist die Pizza? Das Ereignis von «Licorice Pizza» ist jedenfalls Alana Haim von der gleichnamigen Band, auch sie umwerfend in ihrer ersten Filmrolle. Dass ihre Filmfigur lieber einen Teenager als einen «richtigen» Mann an der Seite hat, kann man auch als Protest gegen den beiläufigen Sexismus lesen, der sie von der ersten Szene an begleitet. Für die vermeintlich erwachsenen Männer, die ihre Wege kreuzen (Sean Penn, Bradley Cooper), gilt sowieso: Je näher an Hollywood, desto unreifer. 

Licorice Pizza. Regie und Drehbuch: Paul Thomas Anderson. USA 2021