WOZ-News

Nr. 35 –

Kleingewerbliche

Über die Relevanz einer Plattform wie kmutoday.ch – ein Derivatprodukt der NZZ – kann man streiten, aber wir anerkennen, dass sie sich weidlich Mühe gibt, herauszustechen: «Ob im Fall der Ukraine-Flüchtlinge die Quote der Langfristaufenthalter einiges tiefer sein wird, wie anfangs oft vermutet wurde, ist nach wie vor eine weit offene Frage», lasen wir da. Einer solchen Frage sind wir vorher nie begegnet, aber warum nicht: Semantik ist ein weites Feld.

Orientierte

«Djokovics Problem sind die nach wie vor sehr geltenden Einreisebestimmungen», wusste das «St. Galler Tagblatt». In einer Zeit verwirrender Bestimmungen, wo heute schon über den Haufen geworfen wird, was gestern noch galt, ist es verzeihlich, dem Geltenden eine Emphase zu verleihen, selbst wenn sie nicht sehr geltenden Sprachkonventionen entspricht.

Angepasste

«Beatmungsgeräte für Frühchen ohne Strombedarf in Ukraine geliefert», hiess es kürzlich auf nzz.ch. Angesichts der weit herum prophezeiten Stromlücke ist die gynäkologische Zunft gehalten, im kommenden Winter auch hier nur solche zur Welt zu bringen.

Wertvolle

Etwas älter ist eine Sportmeldung auf faz.net: «FC Bayern verpflichtet 17 Jahre altes Sturm-Juwel». Dieses sei wohl nur durch ein Goalie-Schmuckstück oder eine Abwehr-Perle zu stoppen, konstatierte Leser S.

Unspezifische

«Heute haben die Jungsozialist*innen Schweiz die Initiative für eine Zukunft lanciert», schrieben die Ur­heber:in­nen beglückt. Weshalb für dieses Ziel die gigantische Apparatur basis­demokratischer Entscheidungsfindung in Gang gesetzt werden muss, erschloss sich uns nicht auf den ersten Blick: Irgendeine Zukunft gibts ja immer.

Emigrierende

Das Regionalmuseum in Langnau i. E. kündigt an: «Wir (…) entlassen Objekte aus unserer Sammlung gemeinsam mit der Bevölkerung.» Ob die Bevölkerung mit ihrer Entlassung einverstanden ist, selbst wenn sie mit Bretzeleisen und Butterfässern unterm Arm weggeschickt wird, bleibt offen.

Durchgefallene

Einer deklinatorischen Schwäche erlag man kürzlich beim «St. Galler Tagblatt». Erst wurde ein aggressiver Vorgang so beschrieben, dass auch die Leserin einen leichten Schmerz verspürt: «Der Beschuldigte habe seiner Freundin an den Handgelenken festgehalten»; dann brachte die Beschreibung eines Kunstwerks nicht nur einen chinesischen Kalender, sondern auch die Nerven der Lesenden ins Flattern: «Er trägt das Datum des 6. März 2019, ein Tag, der ihr ein Wahrsager als für sie besonders bedeutsam genannt hat.»

Verwirrte

Laut dem Zürcher Kino Kosmos ist unklar, wie der Gewinnerfilm von Locarno genau heisst: «Regra 43 (Rule 34)». Wir tippen auf 42.

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