Schweizerische Nationalbank : Im Tesla-Tiefflug

Nr. 51 –

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ein Problem: Elon Musk. Seit der erratische Milliardär im Oktober den Kurznachrichtendienst Twitter übernommen hat, zeigt sich immer deutlicher, wie autoritär und rechtslibertär Musk tickt: Er liess Journalist:innen sperren, die kritisch über ihn berichteten, während mehrere zuvor gesperrte extrem rechte Accounts wieder freigeschaltet wurden. Er verbreitete Verschwörungsmythen und entliess Twitter-Mitarbeiter:innen, die sich nicht bedingungslos hinter ihn stellten. Elon Musk setzt die Zukunft der Plattform, die für die gegenseitige Wahrnehmung von unzähligen Politikerinnen, Aktivisten, Journalistinnen und Wissenschaftlern essenziel ist, aufs Spiel.

Für die SNB ist allerdings nicht Twitter der entscheidende Schauplatz, sondern der US-amerikanische Elektroautohersteller Tesla. Aktuell hält die Schweizer Nationalbank Tesla-Aktien im Wert von etwas über drei Milliarden US-Dollar. Im März dieses Jahres waren es noch knapp vier Milliarden US-Dollar. Wie hoch der genaue Verlust ihrer Tesla-Investitionen ist, will die SNB auf Anfrage nicht mitteilen: «Wir äussern uns nicht zu einzelnen Aktien». Konservativ geschätzt dürfte er mehrere Hundert Millionen US-Dollar betragen. Das hohe Investitionsvolumen in den Autokonzern ergibt sich aus der passiven Anlagestrategie der SNB: «Wir verfolgen mit unseren Aktienanlagen einen möglichst marktneutralen, passiven Investitionsansatz, indem wir die einzelnen Aktienmärkte in ihrer Gesamtheit abbilden.»

Der mit Abstand wichtigste Aktienmarkt ist der US-amerikanische, und ein Blick in die öffentlichen Daten der US-Börsenaufsicht SEC offenbart, was die passive SNB-Anlagestrategie konkret bedeutet: Investiert wird hauptsächlich in Techkonzerne wie Apple, Amazon, Alphabet (Google) und Meta Platforms (Facebook) – oder eben Tesla. Firmen, die US-Milliardären gehören und die so mächtig sind, dass insbesondere in Europa Bestrebungen im Gange sind, deren Macht- beziehungsweise Monopolstellung zu brechen. Es sind zunehmend risikobehaftete Investitionen.