Theater: Auf unheimliche Art synchron

Nr. 3 –

Bühnenfoto des Theaterstück «Cold»
«Cold», von und mit Fatima Moumouni und Laurin Buser, in Zürich, Gessnerallee, Do–Sa, 25.–27. Januar 2024, jeweils 21 Uhr. www.gessnerallee.ch. Wegen eines Trauerfalls werden die Vorstellungen verschoben und finden nicht an den angegebenen Terminen statt.

In weissen Hosen und grossen schwarzen Jacken stehen sie zu zweit auf der kargen Bühne, hinter ihnen ragt ein Kran in die Höhe, und sie sprechen sich reimende Sätze. Synchron. Es sind Texte, die man glatt runterschlucken möchte, oder immerhin aufschreiben und an den Kühlschrank hängen, so schön und poetisch klingen sie, von den beiden wie aus einem Mund vorgetragen. Doch es geht viel zu schnell. Laurin Buser und Fatima Moumouni sind ein eingespieltes Team: Nicht nur ihre Texte spucken sie synchron raus, auch kleinste Bewegungen und Gesten machen sie auf fast schon unheimlich präzise Art gleichzeitig und wirken in diesen Momenten wie die verwirrende Verdoppelung einer einzigen Person.

Seit 2015 stehen sie als Spoken-Word-Duo «Zum goldenen Schmied» auf der Bühne, und sie haben renommierte Preise gewonnen, etwa 2021 den Salzburger Stier. Nach «Gold» (2018) heisst ihr zweites gemeinsames Programm jetzt «Cold». Darin sprechen und spielen sie kleine Geschichten aus dem Alltag. Durch szenische und sprachliche Wiederholungen schälen sie die Bedeutungs- und Ereignislosigkeit des Alltäglichen heraus und lassen es dadurch skurril und absurd erscheinen.

Da ist zum Beispiel ein Abendessen unter gut situierten Linken (wo gefragt wird, ob man noch links sein könne, wenn man 4600 Franken Monatsmiete zahle). «Bierli?», fragt Buser immer wieder im selben Ton die imaginären Gäste, während Moumouni diese mit drei Küsschen begrüsst, stets mit leicht kokettem Lachen: «Ja, drü, gäll …» Oder da ist die Autofahrerin, die eine schweigende Autostopperin mitnimmt, sie penetrant mit «Schatz» anspricht und ihr erklärt, dass sie jeden, wirklich jeden Regenbogen, den sie sehe, fotografiere.

Am Ende klettern die beiden den Kran hoch und blicken auf eine Welt runter, die ganz anders ist, als sie von unten aussieht. Und die Frage, die sich durch alle Szenen zieht, lautet: «Lässt du die Welt an dich heran und verglühst, oder bleibst du in sicherer Distanz und verkühlst?»