Im Affekt: Bahn frei für die Alles-ist-erlaubt-Spiele

Nr. 12 –

Sport ist bekanntlich Mord, und das gilt insbesondere für den Spitzensport: Das Mitradeln auf einer Bergetappe der Tour de France beispielsweise dürfte medizinisch betrachtet kaum zu empfehlen sein. Macht da ein bisschen Eigenblutdoping den Braten fett?

So oder so ähnlich könnten die Überlegungen der schwerreichen Investoren, darunter der Paypal-Gründer Peter Thiel, ausgesehen haben, die die «Enhanced Games» ins Leben gerufen haben. Die für 2025 geplante Konkurrenzveranstaltung zu Olympia hat einen entscheidenden Unterschied: Doping ist explizit erlaubt. Dieses Jahr sollen bereits die Qualifikationsrunden stattfinden. Der australische Schwimmer James Magnussen wird gar aus dem Ruhestand zurückkehren, um mitzumischen – angelockt vom Preisgeld in Millionenhöhe, das die Veranstalter:innen für jeden gebrochenen Weltrekord versprochen haben.

Verbandsfunktionäre wie Medizinerinnen aus aller Welt äusserten sich entsetzt über das Vorhaben, manche Kommentator:innen prognostizieren bereits, dass es bei den «Alles-ist-erlaubt-Spielen» Tote geben werde. Wie irre das Projekt ist, belegt allein die offizielle Website, auf der man zu einem inklusiven Sprachgebrauch angeleitet wird: «Vermeiden Sie es, von ‹sauberen Athleten› oder ‹sauberem Wettbewerb› zu reden, da das impliziert, die Wissenschaft zu nutzen, wäre ‹schmutzig›, was ein verletzendes Stereotyp ist.»

Überhaupt haben es «science» und «tech» den Enhanced-Games-Pionieren angetan – es sei Zeit, «auf sichere Weise die Wissenschaft zu feiern». Nun mag es rationale Gründe geben, die Dopingpolitik der Verbände zu kritisieren, wie auch das hyperkommerzialisierte Sportspektakel der Gegenwart überhaupt. Wenn aber jemand das Zeug dazu hat, einen beklagenswerten Status quo noch weiter zu verschlechtern, dann libertäre Wirrköpfe, die ihr Vermögen mit Tech-Start-ups und Kryptowährungen gemacht haben.

Ein kanadischer Journalist meinte treffend: «Ich bin unglaublich neugierig auf eine gedopte Person, die schneller als Usain Bolt rennt. Aber ich würde es vorziehen, nicht diese Person zu sein.»