Literatur: Lügen oder Leerstellen?

Nr. 47 –

Sie nennt es «autopoetische Selbstbefragung»: Mit «Risse» schliesst die Autorin Angelika Klüssendorf an ihre frühere autobiografische Trilogie an.

Portraitfoto von Angelika Klüssendorf
Setzt sich erneut mit der eigenen schlimmen Kindheit auseinander: Angelika Klüssendorf. Foto: Sarah Wolff

«Wie könnte es aussehen, ein mir gemässes Leben?» Das ist der Schlüsselsatz in Angelika Klüssendorfs neuem Roman, «Risse», in dem sie das titelgebende «Mädchen», mit dem 2011 ihre autobiografisch grundierte Trilogie anhob, noch einmal in den Erzählfokus rückt. Anlass ist der Tod der 84-jährigen Mutter, die sie über dreissig Jahre nicht gesehen hatte. «Vor zwanzig Jahre hatte sie mich zu meinem Geburtstag angerufen und mit den Worten begrüsst: Jetzt wirst du auch alt. […] Ich legte wortlos auf.» Zwei Jahre vor dem Ableben der Mutter begegnen sie sich wieder. Klüssendorf begleitet die Mutter bis zu deren Tod, belastet vom Vorwurf, die Tochter habe in ihrem Buch gelogen, «du lügst immer».

Um diesen Artikel zu lesen, haben Sie drei Möglichkeiten:

Jetzt die WOZ abonnieren Login (für Abonnent:innen) App laden und Einzelausgabe kaufen