Schweizer Filmpreis: Der Quartz wird zur Farce

Gibt es in der Schweiz derzeit nur einen wirklich herausragenden Filmmusiker? Das ist offenbar die vorherrschende Meinung in der Filmakademie, wenn es um den Schweizer Filmpreis geht. 2023 ging die Auszeichnung an Nicolas Rabaeus für seine Musik zum Film «Foudre». Und in diesem Jahr? Ist Nicolas Rabaeus schon wieder nominiert. Nicht nur einmal, auch nicht doppelt. Nein, alle drei Nominierungen für die beste Filmmusik gingen an: Nicolas Rabaeus, Nicolas Rabaeus und Nicolas Rabaeus – für seine Musik zu den Spielfilmen «Bisons», «Rivière» und «The Land Within».

«Ein Zufall», sagt der Filmemacher Samir als Kopräsident der Filmakademie und verweist darauf, dass es sich um eine demokratische Abstimmung der Mitglieder handle. Für eine Statutenänderung, die solche Fälle künftig verhindern würde, sieht er «keine Dringlichkeit» – bei Bedarf müsse das an einer Generalversammlung beantragt werden. Aber auch beim Bundesamt für Kultur (BAK) sieht man keinen Anlass für Anpassungen. Weil der Bund das Wahlverfahren formell nicht an die Filmakademie auslagern darf, setzt er jeweils eigens eine Kommission ein, die die Nominierungsvorschläge der Akademie prüft. Hat diese Kommission hier versagt? Nun, Interventionen sind offenbar gar nicht vorgesehen: Die Nominierungskommission, so teilt das BAK auf Anfrage mit, übernehme in der Regel die Empfehlungen der Akademie und greife «nur bei formalen Fehlern» korrigierend ein.

Nun hat der Schweizer Filmpreis mit seiner Trophäe, dem Quartz, den erklärten Zweck, das öffentliche Ansehen des hiesigen Filmschaffens zu fördern. Wenn in einer Kategorie alle Nominierungen an dieselbe Person gehen, wie jetzt beim Rabaeus-Hattrick, geschieht das Gegenteil. Der Quartz wird zur Farce. Aussenwirkung: peinlich.

Der Schweizer Filmpreis steht immer wieder in der Kritik. Die Romandie sei in der Filmakademie übervertreten, klagte Regisseur Michael Steiner, als er jüngst aus Protest austrat – ein Vorwurf, der statistisch nicht haltbar ist. Oft wird auch moniert, dass populäre Filme konsequent übergangen würden – ein absurder Vorwurf, weil es beim Schweizer Filmpreis gerade nicht darum geht, Publikumserfolg zu honorieren, sondern künstlerische Leistungen (was sich decken kann, aber nicht muss). Populäre Kinofilme werden im hiesigen Fördersystem mit Succès-Cinéma-Prämien belohnt. Die Preisgelder, die mit einer Nominierung für den Schweizer Filmpreis verbunden sind, gehen auf die Qualitätsprämien des Bundes für künstlerisch herausragende Filme zurück; der Preis selber ist undotiert.