«Monkey Man»: Plötzlich ohne Modis Parteifarben

Dreissig Millionen Dollar: So viel hat Netflix bezahlt, um sich die Rechte an «Monkey Man» zu sichern. Ziemlich teuer, wenn man bedenkt, dass der fertige Film fast drei Jahre lang unter Verschluss blieb. Wieso sollte ein Streamingdienst so viel Geld ausgeben für etwas, das er dann gar nie zeigt?

Allein am Film konnte es in diesem Fall nicht liegen: «Monkey Man», das Regiedebüt des britischen Schauspielers Dev Patel («Slumdog Millionaire»), ist sehr effizient als handgreiflicher Racheparcours in einer fiktiven indischen Metropole. Patel selbst spielt den Titelhelden, einen einsamen Kämpfer mit Vergeltungsdrang. Oder wie die treffende Formel verspricht, die dem Film als inoffizieller Slogan vorauseilt: «John Wick in Mumbai».

Der Rächer hat es auf die korrupten Eliten abgesehen, die seine Familie auf dem Gewissen haben: den Polizeichef und einen Hinduführer, der auch politisch die Fäden zieht. Einmal wird unser «Monkey Man» halb tot von Hijras aufgenommen, queeren Outcasts, die ihn gesundpflegen – und erst hier, im Tempel des dritten Geschlechts, aufersteht er zum starken Helden nach dem mythologischen Vorbild von Hanuman, einer Hindugottheit in Affengestalt.

Abgedreht war «Monkey Man» bereits seit Februar 2021, doch Netflix liess den teuren Kauf dann einfach liegen – und trat ihn zuletzt an die Produktionsfirma von Jordan Peele («Get Out») ab, der den Film jetzt via Universal Pictures in die Kinos bringt. Was stutzig macht: Für den Kinostart hat man «Monkey Man» offenbar eigens entschärft, wie eine X-Userin bemerkte. Im ersten Trailer vom Januar 2024 wird der korrupte Regierungschef im Film noch auf Schildern gefeiert, die ihn vor safrangelbem Grund zeigen – also unverkennbar in der Parteifarbe der hindunationalistischen BJP von Indiens Premierminister Narendra Modi. Im zweiten Trailer – und jetzt auch im Film – sind diese Schilder plötzlich dunkelrot, und auch die Parteifahnen, die in der Szene geschwenkt werden, sind nun merklich dunkler.

Noch gibt es keine offizielle Erklärung, wieso die Farbe der Regierungspartei in «Monkey Man» nachträglich, nun ja: modifiziert wurde. Aber es sieht ganz nach einem vorauseilenden Kniefall vor der Modi-Regierung aus. War es Netflix deshalb zu heikel, den Film überhaupt herauszubringen? Indien gilt derzeit als grösster Wachstumsmarkt im Streaming. Netflix, beim Marktanteil in Indien nur an vierter Stelle, investiert dort seit einigen Jahren in grossem Stil.

In der Schweiz und in vielen anderen Ländern startet der retuschierte «Monkey Man» heute im Kino. In Indien lässt der Start aus ungeklärten Gründen noch auf sich warten.