Kommentar: Wie Joggen im Fitnessstudio

Nr. 47 –

Mit Ueli Maurer und Christoph Blocher im «Elefant».


Das musst du mir jetzt einfach glauben: Drei Jahre WOZ und immer pünktlich. Und auch jetzt wieder: Knapp dran ausnahmsweise, und das mit dem Rasen ist momentan etwas heikel, aber dann, zack, zack, auf die Minute pünktlich, 21.30 Uhr Montagabend, Restaurant Elefant. WOZ: Immer pünktlich. Termin: SVP.

Dabei hättest du an dem Abend auch daheimbleiben können auf dem Sofa und statt der rasanten Autofahrt hin- und herzappen können zwischen dadaistischer Pressekonferenz auf Tele Züri und Star TV, wo in der Dosenbach Challenge League, wie das heute heisst, der FC St. Gallen den FC Lausanne Sport mit 5:0 abgefertigt hat. Auswärts, versteht sich. Keine Überraschung hingegen im «Elefant»: Die Zürcher SVP bringt den Blocher.

Das ist wie bei diesen Jogginggeräten im Fitnessstudio: Du meinst, du bewegst dich, aber stattdessen trittst du bloss an Ort und Stelle. Das Spiel geht so: Der Blocher tritt vor die Mikrofone und sagt, wenn die mich wollen, dann mach ich das halt. Dabei weiss jeder Schulbub, der Alte schiebt sich mal wieder in die vorderste Reihe. Gestus so: Ich: Nicht so wichtig. Auftrag: Ganz wichtig. Drum: Ich nochmal jetzt. Das ist ja etwa so, wie wenn du durch die Abschlussprüfung ratterst. Und dann gehst du beim zweiten Versuch ein Jahr später hin und gibst noch einmal genau die gleiche Prüfung ab. Also, auf allzu viel Verständnis kannst du dann natürlich nicht hoffen.

Die Zürcher JournalistInnen haben sich auf jeden Fall beinahe um einen Platz geprügelt vor dem Blocher, ohne den sie irgendwie nicht sein können. Weil, alter Blocher: Action, Rhetorik, Zuckerbrot und Peitsche. Neuer, regierungsloser Blocher: langweilig.

Das PR-Unternehmen Tamedia stellt Dreiviertel der JournalistInnen. Ein kritischer Nationalrat hat mal gesagt: Na klar, die erwarten ja auch noch ganz viel Werbegeld vom hässigen Alten. Aber da müssen wir ganz, ganz vorsichtig sein mit solchen fiesen und unprofessionellen Behauptungen, sag ich dann jeweils, weil sonst ruft hier wieder der Hartmeier an und sagt, noch einmal so eine Gemeinheit, und der Verlagsanwalt ist in der Leitung. Und man will sich ja als junger Journalist auch nicht alle Perspektiven verbauen, jetzt wo es dann in Zürich nur noch die Tamedia und die WOZ gibt. Also, nicht dass die WOZ keine Perspektive wäre. Aber du weisst, was ich mein.

Und dann schau dir den Ueli Maurer an: Sitzt neben Blocher und verkündet gut gelaunt das Ergebnis. Ich mein: Zwanzig Jahre hat der für den Blocher den Knecht gemacht, hat Asche auf sein Haupt gestreut, wenn der Alte mal wieder die Fetzen hat fliegen lassen, und wenn du ihn in den letzten Jahren in der Bundeshauskantine gefragt hast, ob er selbst für die grosse Wahl zur Verfügung stehen würde, hat er Kopf geschüttelt und immer brav gesagt: «Nur Blocher.» Ich meine, der ist so voller Blocher, die müssen dann aufpassen, dass die den nicht ins falsche Grab legen, wenn der Herr gerufen hat.

Jetzt Höhepunkt der Hingabe: Der Maurer hält dem Blocher das Tele-Züri-Mikrofon, das umgekippt ist, unter die Nase. Muss man sich mal vorstellen: Er, der Bundesrat werden könnte, hält dem, der es nicht wird und wegen dem er, obwohl er es werden könnte, jetzt nicht Ja sagen darf, das Mikrofon hin. Das ist wie eine Nummer aus Maison de Sade. Oder vielleicht auch einfach eine Nummer zu hoch. Ich meine, ich will dem Maurer seine rassistischen Höchstleistungen in den letzten zwanzig Jahren nicht schmälern, aber wie das ist, in einer Meinungsfreiheit kann ja jeder sagen, was er will, und der Maurer, auch da kann man sagen, was man will, hat sich im Gegensatz zum Chef schon an die Grundregeln gehalten. Also, glaub jetzt nicht, die WOZ mache hier Wahlwerbung für den Maurer. Ich sag dir bloss Folgendes: Wir sind zurück auf Feld eins. Wie am 12. Dezember 2007 hätte jeder aus der SVP-Fraktion Wahlchancen. Ausser Blocher.

Der sollte wirklich mal ein bisschen entspannen, wenn er irgendwie weiss, was ich mein. Mit solchen Aktionen, da macht er nur alle total verrückt. Und er macht jetzt auch nicht gerade den Eindruck, als würds ihm voll gut gehen dabei.

Hallo, Blocher! Hör: Nicht dass du den WOZ-Rat nötig hättest, aber hättest du vor einem Jahr auf uns gehört, hättest du dir viel Stress und Ärger und eine peinliche Abtrittsrede ersparen können. Ich mein ja nur.