Was weiter geschah: Tanz dich frei!

Nr. 22 –

Diesen Samstag wird in Bern getanzt: «Es werden Wagen auffahren, mit tiefen Bässen, mitreissendem Sound, heisser Stimmung. Während auf dem Hip-Hop-Wagen die Berner Rap-Szene sich die Verse um die Ohren haut, wird auf dem Punk-Wagen jedes Punkerherz zu den abgedroschensten Gitarrenriffs pogen …» Dies ist auf der Facebook-Seite von «Tanz dich frei 2.0» zu lesen. 29 000 Gäste haben die VeranstalterInnen über Facebook eingeladen, über 6300 haben sich angemeldet (Stand Dienstag, 12 Uhr). Es wird wohl eine heisse Nacht werden.

Um 20 Uhr wird losgetanzt auf dem Vorplatz der Reitschule, dem autonomen Jugend- und Kulturzentrum. Um diesen Vorplatz wird seit Jahren gestritten, allerdings selten so heftig wie in den letzten Wochen. Grund für den Ärger der ReitschulebetreiberInnen ist eine Verfügung des Regierungsstatthalters Christoph Lerch, die Verantwortlichen der Reitschule müssten ab 0.30 Uhr die Menschen vom Vorplatz wegweisen. Dort treffen sich an schönen Wochenenden zwischen 500 und 1000 Leute unterschiedlichen Alters und Herkunft. Diese wegzuweisen, ist weder die Absicht, noch steht es in der Macht der ReitschülerInnen.

Lerch relativierte zwar kurz darauf und betonte, die Reitschule müsse lediglich dafür sorgen, dass ihre Gäste nach halb eins keine Getränke aus den Gastrobetrieben auf dem Vorplatz konsumierten. Doch der Ärger ist da und wird immer grösser. Deswegen wird zum Tanzen gegen die von der Stadt betriebene «Aufwertungspolitik» aufgerufen, die «sich einzig und allein an den Bedürfnissen eines kleinen, wohlhabenden Bevölkerungsteils orientiert, denn nur Menschen mit Geld bringen die erwünschten Profite», wie auf der Facebook-Seite der VeranstalterInnen zu lesen ist.

Die Reithalle stellt am Samstag ihren Betrieb ein und solidarisiert sich mit der Aktion «Tanz dich frei». Auch die Bar und Beiz Kapitel Bollwerk gegenüber der Reitschule hat ihre geplante Veranstaltung abgesagt und ruft zum Tanz gegen das Establishment auf.

«Tanz dich frei» in: Bern, Sa, 2. Juni 2012, Treffpunkt 
20 Uhr, Vorplatz Reitschule.

Nachtrag zum Artikel «Die Rache der Berner StubenhockerInnen » in WOZ Nr. 20/12.