Rohstoffprotest: Den Konferenzpark gestürmt

Nr. 16 –

Es hat etwas von einem Flashback. Als hätten die letzten Jahre, bewegungsarm und krisenratlos, nicht stattgefunden. Die Demonstration, die am Montagabend von der Lausanner Altstadt zum See hinunterzieht, sieht aus wie eine der Antiglobalisierungsdemos vor zehn Jahren, gegen den G8-Gipfel in Evian. Die gleichen Frisuren, die gleichen Slogans, zum Teil die gleichen Leute mit graueren Haaren. Ein heterogener Haufen: Familien, alte Damen, Jungpunks, Gewerkschafter, ein Waldhornspieler. Sie protestieren gegen den Rohstoffhandelsgipfel, der im Hotel Beau-Rivage über die Bühne geht.

Der Zug führt zum Hotel. Es wirkt verwaist. Anders als vor zehn Jahren stehen keine Metallgitter da, nur rot-weisses Plastikband sperrt den Park ab. Unter den Bäumen ein paar Polizisten. Minutenlange Buhrufe. Während der indigene Aktivist Arthur Manuel die Schiefergasförderung in Kanada anprangert, stürmt die Hälfte der Leute den Park. Mehr Buhrufe, die Polizei fährt Verstärkung auf. Doch die Stimmung ist ausgelassen, nicht aggressiv. Die Statue von General Guisan bekommt ein Transparent umgehängt: «Le monde n’est pas une marchandise», die Welt ist keine Ware, auch so ein Jahrtausendwende-Slogan. Ein Mann pflückt Salbei, ein anderer versucht die PolizistInnen von seiner anarchistischen Zeitschrift zu überzeugen. Dann fährt die Küche des Kulturzentrums Bremgarten auf und serviert Veganes. Etwa dreissig Leute setzen den Protest in Zelten über Nacht fort.

WOZ-Berichte zur Rohstoffbranche sind im Dossier auf www.woz.ch/dossier zu finden.