CD «Enter The Slasher House»: Gefilterte Psychedelik

Nr. 19 –

Zuweilen zieht es auch popmusikalische Freigeister hin zum klaren, einfachen Song. Dave Portner, Mitglied des Animal Collective und besser bekannt unter seinem Alias Avey Tare, hat solch ein Lied geschrieben. «Little Fang» heisst es und inszeniert mit Gitarre, Schlagzeug, sparsamen Keyboards und quengelnden Stimmen eine zwielichtige Stimmung, die sich einem verführenden und überaus eingängigen Traumrefrain auflöst.

«Little Fang» war die Vorabsingle zum Debütalbum «Enter The Slasher House» von Avey Tares neuer Band Slasher Flicks – und der Song legte eine falsche Fährte. Denn gemeinsam mit dem Schlagzeuger Jeremy Hyman, der einst mit Ponytail hyperaktiven Noise-Rock spielte, und der Keyboarderin und Sängerin Angel Deradoorian, Exmitglied der Dirty Projectors, inszeniert Avey Tare in den restlichen zehn Songs mehrfach gefilterte Psychedelik. Und diese sind schwer greifbar: Die Stimmen sind, ähnlich wie beim letzten Album des Animal Collective, mit allerlei Effekten verfremdet, und die Töne schwirren schwerelos im Raum herum, zirpen und tanzen. Nur dort, wo der Rockeinschlag stark ist, erhalten die Songs eine Körperlichkeit, die auf Kosten der Leichtfüssigkeit geht.

«Enter the Slasher House» ist Portners erstes ausformuliertes Projekt abseits des Animal Collective: Die bisherigen Soloversuche – vorab das rückwärts aufgenommene «Pullhair Rubeye», das er mit seiner damaligen Frau Kria Brekkan eingespielt hat, und das dunkel schimmernde «Down there» – waren Dokumente einer persönlichen Krisenzeit in New York City. Mittlerweile wohnt der 34-jährige Portner in Los Angeles und durchlebt offenbar unbeschwertere Zeiten. Zeiten, die auf den Bandfotos ein lustiges Maskeradenspiel mit billigen Horrorfilmreliquien und Trickblutfontänen erlauben – und ein kleines, grossartiges Lied wie «Little Fang» ermöglichen.

Avey Tare’s Slasher Flicks: Enter the Slasher House. Domino/MV