Musik-Album «Punish, Honey»: Beatmonster im Eigenbau

Nr. 15 –

Bristol gilt als Kapitale der Bassmusik. Seit den Siebzigern prägt die afrokaribische Soundsystem-Kultur den musikalischen Untergrund der westenglischen Stadt. In den neunziger Jahren fand die Szene durch den Trip-Hop von Massive Attack weltweite Beachtung, ehe sie seither in Genres wie Dubstep weiterdiffundierte. Dieses Bass-Erbe der Stadt prägt auch die Sounds des zehnköpfigen Kollektivs Young Echo, das 2013 eine erste Werkschau veröffentlicht hatte und im vergangenen Jahr mit dem Projekt «Killing Sound» die dunklen und beatlosen Seiten der Ambientmusik betonte.

Teil dieses überaus jungen Kollektivs ist Sebastian Gainsborough, der im Herbst mit «Punish, Honey» sein zweites Album unter dem Namen Vessel veröffentlicht hat. Für diese Platte ging Gainsborough nicht von Sounds aus dem Computer aus, sondern er baute eigene Instrumente, um der digitalen Komfortzone zu entkommen. Krude Perkussionsinstrumente müssen es sein, die Vessel zusammengebastelt hat, denn die Tracks, die auf «Punish, Honey» zu hören sind, fallen enorm körperlich und industriell aus. Gleich zu Beginn gibts verzerrte Trommelschläge und presslufthammerähnliche Noises zu hören, die in der Folge zu rüttelnden Beatmonstern mutieren. Harsch und abweisend klingt das, aber doch auch eindringlich und anziehend, zumal dann, wenn Vessel nicht den kommunen Überwältigungsstrategien der elektronischen Musik verfällt.

Vessel entfernt sich hier vom Dub, der noch sein erstes Soloalbum «Order of Noise» (2012) geprägt hatte, und betont die Noise- und Post-Punk-Seite des Einflussbereichs, unter dem er offensichtlich steht. Den Bass hat Sebastian Gainsborough derweil für ein weiteres Projekt unter anderem Alias aufgespart: Als DJ Ape veröffentlicht er auf seinem Do-it-yourself-Label Fuck Punk Singles in Kleinauflage, die in den tiefen Untergrund seiner Heimatstadt zurückführen.

Vessel: Punish, Honey. Tri-Angle