Diesseits von Gut und Böse: Die Sämlein des Bösen

Nr. 36 –

Man muss nicht bekifft sein, um über manch clevere Geschäftsidee unserer Behörden zu staunen. Seit Anfang des Jahres fängt der Schweizer Zoll systematisch Postsendungen mit Hanfsamen aus dem Ausland ab, auf die AdressatInnen warten saftige Bussen und Hausdurchsuchungen; diverse Medien berichteten.

Auch Alex Macartney, Illustrator, Nichtraucher und Nichtkiffer, bestellte im Internet als Geschenk für einen Freund fünf Hanfsamen. Weil er glaubte, die erste Sendung sei wegen einer Adressänderung nicht angekommen, wiederholte er die Bestellung. Doch beide Sendungen landeten beim Zoll und er selbst bei der Kantonspolizei.

«Wegen mehrfachen Vergehens gegen das Betäubungsmittelgesetz» wurde er per Strafbefehl mit einer Probezeit von zwei Jahren zur Zahlung von 1100 Franken verurteilt. Hinzu kommen 300 Franken Busse («ersatzweise eine Freiheitsstrafe von 3 Tagen») und 800 Franken Verfahrenskosten.

Laut «20 Minuten» wurden allein zwischen Januar und April 2874 Lieferungen abgefangen, nur für diesen Zeitraum dürften die Bussen – pauschal hochgerechnet – gegen eine Million Franken betragen; samt Verfahrenskosten sogar satte drei Millionen.

Macartney ist empört. Statt die Busse zu zahlen, will er drei Tage Kost und Logis beim Staat beziehen. Es wird mir eine Ehre sein, ihn auch dabei journalistisch zu begleiten.