Fussball und andere Randsportarten: Pöggsch de Pink?

Nr. 38 –

Etrit Hasler verbessert die Eishockeyregeln

Dieser Tage ist die Saison der unterschätztesten Sportart der Schweiz gestartet: Eishockey. Wie regelmässige LeserInnen dieser Zeilen wissen, ziehe ich Eishockey jederzeit dem Fussball vor.

Erstens weiss man nicht schon zu Beginn der Saison, wer Meister wird. Und zweitens erlebt man als Fan ein ganzes Leben lang kein 0 : 0 – das Standardresultat im Fussball. In diesem Zusammenhang entlockte mir die Spendenaktion der Swiss Football League, die pro Tor am vergangenen Wochenende 500 Franken zugunsten von Flüchtlingen spendete, denn auch nur ein müdes Lächeln: Obwohl es ein äusserst torreiches Wochenende war, kamen gerade einmal 16 000 Franken zusammen. Und das ist bei einer Sportart, in der das locker dem Lohn eines Spielers pro Partie entspricht, ein gottverdammtes Trinkgeld. Aber ich schweife ab.

Es ist und bleibt eine Tatsache, dass Eishockey in der Schweiz ein Nischendasein fristet – es gibt mehr aktive VolleyballerInnen in der Schweiz, und der einzige hiesige Hockeyverein, der eine Fangemeinde hat, die sich sehen lassen kann, ist der SC Bern. Nun, vielleicht hat das Eishockey (wie so viele andere Sportarten) eine Generalüberholung seiner Regeln nötig, um mehr Leute dazu zu bewegen, sich auch selber aufs Eis zu wagen. Voilà:

1) Wir wissen alle, dass Eishockey gefährlich ist. Deshalb rennen die Spieler ja auch mit Panzerungen auf dem Eisfeld herum, die an Bombenentschärfungskommandos erinnern. Das ist richtig so: Alle SpielerInnen sind immerhin mit Holzstöcken bewaffnet, die zwar schon hauptsächlich dazu verwendet werden, eine steinharte Plastikscheibe mit bis zu 200 Stundenkilometern durch die Gegend zu schiessen. Aber eben nicht nur. Da wird geschlagen, gestossen, und zwischendurch gibts auch veritable Spalthiebe. Da nützt dann auch die beste Rüstung nichts.

Die Lösung ist ganz einfach: Schaumgummi. Alle Stöcke und auch der Puck könnten mit einer weicheren Masse umgeben werden, die dafür sorgen würde, dass weder Stock noch Puck alle paar Minuten zu potenziell tödlichen Waffen umfunktioniert würden. Wenn die Masse noch rosa eingefärbt wird, erledigt sich auch das Problem, dass die ZuschauerInnen den Puck nicht erkennen und das umgangssprachliche Bonmot von «Cheggsch de Pögg?» endlich durch «Pöggsch de Pink?» ersetzt werden könnte.

Zugegeben, René Fasel, der Präsident des Internationalen Eishockeyverbands, würde eine solche Veränderung im wahrsten Sinn bis auf die Zähne bekämpfen – immerhin ist er Zahnarzt und hat wohl ein persönliches Interesse daran, dass das Grinsen eineR EishockeyspielerIn auch in Zukunft meist lückenhaft ist.

2) Lasst endlich die Frauen mitspielen. Eishockey hat es ja als eine der wenigen Profisportarten geschafft, auch Frauen bei den männlichen Profis mitspielen zu lassen – allerdings nur als Torwartinnen. Torwartende. Goalies. Abgesehen von praktisch lösbaren Schutzbehauptungen («Wir müssten neue Garderoben bauen») gibt es dafür immer genau ein Argument: Eishockey sei zu gefährlich für die Frauen als Feldspielerinnen. Insbesondere seien sie zu klein im Vergleich zu den Männern, und ihre Köpfe würden häufiger Ellbogenstössen und Stockschlägen ausgesetzt werden.

Soll heissen: Es ist also in Ordnung, Frauen in eine Position zu bringen, in der im Minutentakt eine steinharte Plastikscheibe mit bis zu 200 Stundenkilometern auf sie geschossen wird. Aber auf dem Feld darf man sie nicht rumrasen lassen. Wobei es für Männer selbstverständlich keine Grössenuntergrenze gibt – der kleinste aktive Spieler in der US-Liga NHL, Nathan Gerbe, ist 1,66 Meter gross. Geht ja auch.

Denken Sie jetzt bloss nicht, die beiden Regelergänzungen würden nur in Kombination funktionieren. Bei jenen Spielerinnen, die ich persönlich kenne, können Sätze wie «Eishockey ist kein Frauensport» durchaus eine Zahnarztrechnung auslösen. Worüber sich wenigstens René Fasel freuen kann.

Etrit Hasler zieht Eishockey unter anderem vor, weil er besser Schlittschuh laufen als rennen kann. Wer ihn schon mal rennen gesehen hat, weiss, welch tiefe Vergleichsgrösse hier gewählt wird.