Diesseits von Gut und Böse: Der gute Onkel

Nr. 33 –

Am Anfang hatte sie sich noch gefreut, dass ihr «ein Politiker vis-à-vis sitzt, denn die können diskutieren». Dann traf Gülsha Adilji, Exaushängeschild des Jugendsenders Joiz, in der SRF-Sendung «Fokus Blind Date» auf Peter Spuhler, Ex-SVP-Nationalrat, Eigentümer der Firma Stadler Rail, Milliardär – und das Unglück nahm seinen Lauf.

Es begann damit, dass sie ihn nicht kannte. Er sie aber auch nicht, was weniger erstaunt. Nun gehört Spuhlerkennen nicht zwingend zum Bildungskanon, und Gülsha halte ich für eine intelligente junge Frau, seit ich in dieser Zeitung ein Interview mit ihr las und sie im «Club» diskutieren hörte.

Doch diesmal litt ich. Gülsha, die für Joiz im März über die Flüchtlingssituation auf Lesbos berichtet hatte, scheiterte am Versuch, über die Ursachen von Flüchtlingsbewegungen zu diskutieren, auch weil ihr manchmal das Vokabular ausging.

Der routinierte alte Politfuchs gab den gütigen Onkel – «Komm, ich erklärs dir noch mal» – und sie das etwas wirre Girlie – «Uuuh, megaschlimm!» –, wenn sie denn überhaupt mal zu Wort kam. Es war stellenweise, als sei sie unter einen seiner Züge geraten. Im Nachgespräch sagte Spuhler dann jovial grinsend, «den Fernsehsender, wo sie angeblich moderiert», kenne er nicht.

Zum Glück ist Gülsha kameragewohnt. Ich wäre kreischend aus dem Studio gerannt.