Besetzungspolitik: Köppel für Gauland am Burgtheater

Nr. 13 –

Es ist gängige Praxis an jedem grösseren Theater, dass für die wichtigsten Rollen jeweils eine Zweitbesetzung auf Abruf bereitsteht. Fällt die erste Besetzung aus, infolge Krankheit, höherer Gewalt oder anderweitiger Verpflichtungen, springt der sogenannte Understudy ein. Das nicht ganz so grosse Zürcher Theaterhaus Gessnerallee war darauf offenbar nicht vorbereitet, als der geplante Auftritt des AfD-Philosophen Marc Jongen im Rahmen eines Podiums für heftige, aber erwartbare Proteste sorgte (die WOZ berichtete). Statt den umstrittenen Stargast aufgrund des befürchteten «Sicherheitsrisikos» zu ersetzen, wurde die Veranstaltung gleich ganz abgesagt.

Beim honorablen Burgtheater in Wien ist man da standesgemäss besser gerüstet. Am 15. Januar hätte dort ein Podium über Populismus in Europa stattfinden sollen. Der Cast: drei Professoren, darunter der US-Politologe Mark Lilla und der deutsche Populismusexperte Jan-Werner Müller, dazu der deutsche Rechtsnationalist Alexander Gauland von der AfD. «Aus organisatorischen Gründen» wurde die Veranstaltung dann auf den 2. April verschoben – und zwar, wie das Burgtheater auf Nachfrage erklärt, weil man auch den österreichischen Bundeskanzler Christian Kern mit auf dem Podium haben wollte.

Aber nicht nur das: Während der AfD-Mann Gauland bei der Zeitung «Der Standard» und beim Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen, die als Mitorganisatoren figurieren, immer noch als Podiumsgast aufgeführt wird, ist er (wie auch Mark Lilla) von der Website des Burgtheaters still und heimlich verschwunden – ebenfalls «aus organisatorischen Gründen», wie es heisst. An seiner Stelle steht dort ein neuer Name. Gaulands Zweitbesetzung kommt aus der Schweiz, es ist Roger Köppel, SVP-Nationalrat, Verleger und Chefredaktor der «Weltwoche».

Interessant: Als Christoph Blocher im November in der «Arena» des Schweizer Fernsehens zusammen mit Alexander Gauland über die direkte Demokratie reden sollte, war es ihm enorm wichtig, ja nicht auf der gleichen Seite wie der AfD-Mann zu stehen. Blochers Ziehsohn Köppel hat nun offenbar kein Problem damit, am Burgtheater die zweite Garnitur für Gauland zu geben.