Diesseits von Gut und Böse: Rettet die Printmedien!

Nr. 31 –

Inmitten nachtdunkler Schwärze nichts als ein einsames, kleines «Nichts.». Das war die Titelseite der letzten «SonntagsZeitung».

Ach, dachte ich im ersten Moment tief berührt, was für ein redaktionell gewagter Schritt! Vielleicht ist ja unerwartet der Gesamtbundesrat verstorben. Oder die Redaktion hat sich anlässlich des Nationalfeiertags ausnahmsweise aufs Elend der Welt besonnen – dem mag man ja kaum noch Frohsinn entgegensetzen.

Bangen Herzens blätterte ich weiter, voller Furcht, was die nächsten Seiten enthüllen würden; doch um es kurz zu machen: Da war wirklich nichts. Auf Seite 2 liess eine der deutschen Automarken, die gerade mit Absprachen auf sich aufmerksam gemacht haben, unter farbenfrohem Foto verlauten: «Oder das Beste: Die neue S-Klasse.»

Gemäss Mediadaten nahm Tamedia für die zwei Seiten je 32 018.80 Franken ein; ein eventuell gewährter Rabatt dürfte durch zusätzliche Kosten für die «Extraplatzierung» auf der Titelseite neutralisiert worden sein.

In guten Journalismus wird die Kohle sicher nicht investiert. Weder Native Advertising, also Werbung, die sich mittels Mimikry als redaktioneller Artikel tarnt, noch die Pervertierung von Titelseiten wird die Printmedien retten können, denn mit solchen Methoden gehen diese den tragischen Weg der Native Americans: überlebensfähig nur noch im Reservat.