Im Affekt: Der Meienberg geht immer

Nr. 8 –

Da ist er schon wieder, der Meienberg. An allen Ecken und Enden reckt er sein Haupt. Wenn der Verschwörungstheoretiker drüben auf Facebook den Kollegen Surber beschimpft, bemüht er dabei Niklaus Meienberg. Und wenn der Chefredaktor des «Blicks» die pauschalisierte Linke für ihre Intoleranz geisseln will, zückt er seinen Meienberg. Ja, der Meienberg geht immer, und wer schon so lange tot ist, kann sich halt auch nicht mehr wehren. Auch nicht dagegen, dass er jetzt in einem Atemzug mit Steve Bannon genannt wird. Der Exberater von US-Präsident Donald Trump soll ja in Zürich auftreten, auf Einladung der «Weltwoche». Die Bewegung für den Sozialismus hat dazu aufgerufen, den Auftritt zu verhindern. Aber so was von intolerant! Für solche Drohgebärden hat man als Chefredaktor des supertoleranten «Blicks» natürlich nur schwerstes Geschütz übrig: Die Linken seien heute der «Sturmtrupp» der Zensur, schreibt Andreas Dietrich. Zum Beweis erinnert er daran, dass diese Linken jedes Jahr dazu aufriefen, das Wef zu sprengen. Was ihnen ja, wie wir wissen, auch jedes Jahr prima gelungen ist.

Was das nun alles mit Meienberg zu tun hat? Eigentlich nichts, ausser dass er die Schweiz einst als das Loch beschrieb, «wo Berge sich erheben wie Bretter vor dem Kopf», wie Dietrich zitiert. Aber das dickste Brett vor dem Kopf hat hier der «Blick», wenn sein Chefredaktor scheinhumanistisch dafür plädiert, «aus der Nähe» zu erfahren, wie Leute wie Steve Bannon ticken: «Man nennt es Neugierde, Auseinandersetzung, Offenheit.» Was man sich beim «Blick» darunter vorstellt, haben wir jüngst überaus anschaulich bei Christian Dorer gesehen, dem Chefredaktor der «Blick»-Gruppe. Das war der Journalist, der sich am Wef als ordinärer Fanboy entpuppte, als er Trump um ein Autogramm bat.

«Neugierde hat ein Schwefelgerüchlein», schrieb einst der Meienberg. Ob man es bei Christian Dorer immer noch riecht?