Autobahnwahn: Auch das Elektroauto frisst Land

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Das Papier stammt vom September 2018: eine Botschaft des Bundes, unter anderem zum nächsten Ausbauschritt der Nationalstrassen. Erst Anfang 2019 las ein Redaktor der «NZZ am Sonntag» die Botschaft ganz durch und entdeckte dabei die «Langfristperspektive», die nun Schlagzeilen macht: Der Bundesrat möchte das Nationalstrassennetz «innerhalb und zwischen den metropolitanen und den grossstädtischen Gebieten konsequent auf mindestens 2 × 3 Spuren» ausbauen. Für die grösseren Städte schlägt er Autobahnringe vor. Er nennt das «Zukunftsbild», doch es ist eine Vision aus dem letzten Jahrhundert – in Biel kämpft gerade eine der grössten lokalen Umweltbewegungen der letzten Jahre gegen eine absurde Stadtautobahn, und der Bund träumt von Autobahnringen!

Die Infrastrukturprojekte von heute entscheiden über die Emissionen von morgen. Bekanntlich muss der Verbrennungsmotor aus Klimaschutzgründen so bald wie möglich verschwinden. Sogar Fatih Birol, der Direktor der Internationalen Energieagentur – alles andere als eine progressive Institution –, sagt: «Wir haben keinen Raum mehr, irgendetwas zu bauen, das CO2-Emissionen zur Folge hat.»

Und Elektroautos helfen da auch nicht viel weiter: Sie sind nicht klimaneutral. Der Abbau der Baustoffe für ihre Batterien braucht viel Energie, zerstört Landschaften und führt zu Konflikten. Je nach Strommix ist die CO2-Bilanz beim Fahren ziemlich schlecht. Und vor allem zeigen ja gerade die Träume von sechsspurigen Autobahnen, wie absurd und ineffizient der Individualverkehr ist: Er braucht einfach viel zu viel Platz.

Kurz vor Weihnachten stellte der Bundesrat seine «Roadmap» zur Förderung der Elektromobilität vor. Bis 2022 soll ihr Anteil auf fünfzehn Prozent steigen, der Bundesrat will darum das Ladenetz ausbauen und E-Autos von Abgaben befreien. Dem SP-Fraktionspräsidenten Roger Nordmann geht das laut «20 Minuten» zu wenig weit: Er fordert Prämien von 5000 Franken für E-Auto-KäuferInnen. Nein, Herr Nordmann: Prämien haben wenn schon jene verdient, die auf Autos ganz verzichten.