Im Affekt: Ihre Hausaufgaben bitte, Herr Leutenegger!

Nr. 7 –

«Als Vater von fünf Kindern weiss ich, dass der Klimawandel auch junge Menschen ganz besonders beschäftigt», schreibt Filippo Leutenegger in der «Stadtratskolumne» des blochereigenen Stadtzürcher «Tagblatts» und adressiert die streikenden Schülerinnen und Schüler mit ebenso väterlichem Zuspruch, ihre Anliegen seien durchaus berechtigt. Aber Untätigkeit, nein, das könne man der Stadt Zürich nicht vorwerfen: «Hartnäckig» würden die «ambitionierten» Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft weiterverfolgt.

Ja, Herr Stadtrat, das muss die Stadt auch, das haben 76 Prozent der Stimmenden bereits 2008 an der Urne entschieden. Zudem ist erwiesen, dass dieses Ziel zu wenig ambitiös ist, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Vom Zwischenziel für 2020 spricht man schon gar nicht mehr, weil die Stadt massiv daran vorbeischlittern wird. Aber dies nur nebenbei.

In der Kolumne dreht Herr Leutenegger noch weitere paternalistische Pirouetten: «Wichtig ist, dass ihr euch mit der Thematik wirklich vertieft auseinandersetzt.» Nur so könne man sich auch eine «eigene» und «fundierte» Meinung bilden und «Instrumentalisierung» vermeiden. Und: Verschiedene Schreckensszenarien der Vergangenheit seien ja glücklicherweise nicht eingetreten.

Moment. Der Klimawandel als «Schreckensszenario», das vielleicht gar nicht eintreten wird? Das riecht schwer nach ideologischer Verblendung, Herr Leutenegger, und scheint ein Fall von mangelnder Bildung zu sein: Haben Sie Ihre Hausaufgaben etwa nicht gemacht? Vielleicht sollten Sie freitags den enttäuschten LehrerInnen, die sich voller Freude «auf den Unterricht vorbereitet haben», Gesellschaft leisten und den Stoff nochmals durchgehen. Den mussten sich die SchülerInnen weitgehend selbst erarbeiten, und das haben viele auch getan: mehr als Ihnen und Ihrer Partei lieb sein kann.

Was Sie vielleicht für linke Ideologie halten, ist in dieser Frage – ob Sie es wollen oder nicht – die wissenschaftliche Mitte.

Kein Wunder, tun die Kinder plötzlich so erwachsen. Es bleibt ihnen nicht viel anderes übrig.