Diesseits von Gut und Böse: Der Bus, die Frau, das Unglück

Nr. 35 –

Das geheimnisvolle Wesen Frau gibt wieder mal Rätsel auf: Im öffentlichen Verkehr verunglücken doppelt so viele Frauen wie Männer, und niemand weiss genau, warum. Dass es mehr Seniorinnen gibt als alte Männer, fällt als mögliche Ursache weg, denn auch jüngere Frauen sind im Vergleich weit häufiger betroffen.

Unter Verdacht steht an erster Stelle die unergründliche Handtasche samt darin mitgeschleppten weiblichen Requisiten – schliesslich kann Frau sich beim Schminken nirgendwo festhalten –, unmittelbar gefolgt von High Heels – das unhaltbare Gestöckele muss ja zu Stürzen führen. Nun trägt Frau aber in Alltag und Berufsleben mehrheitlich flache und sportliche Schuhe, und die Handtasche weicht immer mehr dem praktischen Rucksack.

Bleiben zur geschlechtlichen Unterscheidung noch körperliche Voraussetzungen und soziale Rolle. So mutmasst der Sicherheitsbeauftragte der Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich, Männer könnten sich bei einem Bremsruck einfach besser festhalten, weil sie kräftiger seien; und VerkehrsexpertInnen halten fest, dass Frauen ja häufig nicht nur mit Mitfahren beschäftigt seien, sondern Kinderwagen, Einkaufstaschen oder gar lebendige Kinder mit sich führten, was Komplikationen beim Ein- und Aussteigen nach sich ziehe; wobei sich diese Herausforderungen auch sogenannt neuen Vätern stellen.

Dass öffentliche Fahrzeuge physiologisch vor allem von Männern für Männer konzipiert würden, stimmt vermutlich; aber so winzig, dass sie keine Haltestange erreicht, ist die zeitgenössische Frau ja nicht. Bleibt als letzte Möglichkeit, dass Frauen Unfälle einfach häufiger melden. Ein richtiger Mann schleicht halt auch mit blutiger Nase immer noch lieber schweigend nach Hause.