Neues aus der Wissenschaft: Zocken rockt die Pandemie

Nr. 10 –

Das Game kommt harmlos genug daher: Man spielt zu zweit gegeneinander und wählt in jeder Runde zwischen einer risikoreicheren Entscheidung, die mehr Geld verspricht, und einer risikoärmeren Variante mit entsprechend kleinerer Gewinnaussicht. Ziel des Spiels ist es, nicht die Farbe zu wechseln und blau zu bleiben, wobei die Spieler:innen weder ihre Farben kennen noch wissen, mit welcher sie starten. Mit verschiedenen Interventionen wird dabei das Verhalten der Spieler:innen zu beeinflussen versucht.

Aber Achtung: globale Bedeutung! Die Erkenntnisse aus dem, was da an der Münchner IESE Business School in internationaler Zusammenarbeit mit insgesamt 700 Proband:innen unter Laborbedingungen durchgespielt wurde, richten sich, so der Kostudienleiter, «an politische Entscheidungsträger auf der ganzen Welt». Denn «blau» ist nur der Code für «gesund»; im Kern geht es darum, wie gross die Risikobereitschaft ist, sich anstecken zu lassen. Offenbar grundsätzlich ziemlich hoch, wie ein Blick in die Studie zeigt: In zwei von fünf Fällen wurde jeweils die riskante Option gewählt.

Mit der richtigen Intervention – decodiert bedeutet dies: mit der gut kommunizierten Pandemiemassnahme – lässt sich das ändern, behauptet die Business School in ihrer Medienmitteilung. Es brauche nur «Botschaften mit einer klaren Regel, die eine soziale Komponente beinhaltet». Also, umgemünzt auf die Schweiz, nicht nur «Bleiben Sie zu Hause», sondern dazu noch «Unterstützen Sie den Bundesrat, und retten Sie Leben».

Bloss lautete diese Message im Spiel etwas anders: Du kannst dein Bonusgeld und das des anderen Spielers schützen, wenn du die risikoärmere Variante wählst. Sie halbierte das riskante Verhalten glatt. Ob den Ökonom:innen nicht mal jemand mitteilen sollte, dass nicht alle Menschen Gesundheit als materielles Gut betrachten?

Wobei, immerhin bietet die Inflation eine Erklärung dafür, dass Massnahmen trotz enorm hoher Ansteckungsraten jetzt als wertlos erachtet werden.