Zoo: Reclaim Volkshaus!

Nr. 21 –

Der Kongress im Zürcher Volkshaus, der zurzeit für Furore sorgt, trägt einen – auf den ersten Blick – harmlosen Titel: «Vision des Guten und das Manifest der neuen Erde. Zusammen für eine bessere Welt». Wenn ich mir aber die Referent:innen dieser Veranstaltung anschaue, steht für mich fest: Auf dieser «neuen Erde» möchte ich eindeutig nicht herumtrampeln.

Zum grossen Kongress am kommenden Wochenende geladen: der verschwörungsaffine Historiker Daniele Ganser; das «Medium» Christina von Dreien, das laut der Sektenbeobachtungsstelle Relinfo Verschwörungserzählungen von der Hohlerde bis zu Reptilienmenschen verbreitet, sowie der neurechte Esoteriker Ricardo Leppe, der in Youtube-Talks die antisemitische «Neue Germanische Medizin» und die völkische Buchreihe «Anastasia» propagiert.

Was – um der besseren Welt willen – suchen solche Veranstaltungen im Volkshaus, dem historischen Zentrum der Zürcher Arbeiter:innenbewegung? Während des Generalstreiks 1918 wurde es als Streikzentrale genutzt; zur Zeit des Zweiten Weltkriegs konnten dort Lesungen bedeutender Antifaschist:innen stattfinden; die 68er- und die Achtziger-Bewegung hielten Vollversammlungen ab. Und ja, heute ist es wohl oft mehr «Cüpli-Sozialismus» als «Bewegig» – aber ein Ort für Verschwörungsnarrative und Reptilienmenschen?

«D Bewegig» hat sich denn auch längst zu Wort gemeldet: Mit dem Slogan «Reclaim Volkshaus» protestiert sie gegen den Kongress. Auf Twitter kursieren Fotos einer Blitzbesetzung am Montag mit Transparenten und Rauchpetarden. Für Samstag ist eine Demo angekündigt. «Das Volkshaus Zürich unterstützt hier offene reaktionäre Angriffe auf die hart erkämpften Errungenschaften der Linken», heisst es im Aufruf. «Gegen diese Angriffe werden wir uns entschlossen zur Wehr setzen.»

Und der Protest zeigt Wirkung: Zumindest Rechtsesoteriker Leppe wurde auf Geheiss des Volkshaus bereits wieder ausgeladen.

Julie Schilf hat die dickste Haut im Getümmel: Im «Zoo» auf woz.ch hält sie fest, was wichtig ist.