Essen auf der WOZ: Wir sind doch keine WG

Nr. 29 –

«Anna’s Best»-Ravioli, frische Salate oder Flips – die Mittagessen auf der WOZ-Redaktion fallen vielfältig aus und führen ab und an zu Diskussionen.

Am Essen scheiden sich bekanntlich die Gemüter. Das ist auch auf der WOZ-Redaktion nicht anders. Kochen oder nicht kochen? So lautet die Frage, die redaktionsintern immer wieder zu heissen Debatten führt und in der Abstimmung um die neue Küche ihren vorläufigen Höhepunkt gefunden hat. Die BefürworterInnen siegten, und seit letztem Monat hat die WOZ eine richtige Küche mit vier Kochplatten, Backofen, Dampfabzug, Mikrowelle, neuem Kühlschrank und einer neuen Kaffeemaschine.

Es gab Zeiten auf der WOZ, als Kochen und Essen kollektiv-solidarische Angelegenheiten waren: Einmal die Woche kochte ein kurdischer Sans-Papiers für die ganze Belegschaft. Doch der Individualismus hat auch die WOZ erfasst, und heute schaut jede und jeder, wie er oder sie selbst zum Essen kommt – mit oder ohne Gebrauch der neuen Kücheninfrastruktur.

Natürlich gibt es dabei Verbündete, die sich zu verschiedenen Gruppen und Fraktionen formieren. Eine eher kleine Gruppe ist jene der Kochenden. Hauptsächlich vertreten durch den Auslandredaktor, der sich mehrmals die Woche Ravioli von «Anna’s Best» zubereitet, und durch jenen Inlandredaktor, der, sehr zum Ärger anderer Redaktionsmitglieder, mit frischem Gemüse leckere Saucen kocht. «Wir sind doch keine WG», ärgern sich dann gewisse Exponenten der Auswärtsesserfraktion, wenn der Duft von schmorenden Zwiebeln die Redaktionsräume füllt. Die Auswärtsesserfraktion besteht vorwiegend aus Männern aus der Inlandredaktion. Sie ärgern sich gerne über die engagierten Köche und lassen sich – ausser an der Kaffeemaschine – selten bis nie in der Küche blicken, sondern bevorzugen es, ihr Mittagessen ausser Haus zu konsumieren.

Vorwiegend aus Frauen besteht dafür die Salatfraktion. Mit viel Liebe und Hingebung schnipseln diese das saisonale Gemüse, rühren eine frische Salatsauce mit Olivenöl und Aceto balsamico an und setzen sich dann mit ihrem gesunden Essen ausgerechnet in den stickigen RaucherInnenraum. Nicht sehr beliebt, dafür relativ heterogen ist die Tupperwarefraktion. Sie besteht aus jenen Mitarbeitenden, die ihre Reste von zu Hause mitbringen und sie hier wärmen. Gut fürs Budget, jedoch schlecht für die Auswärtsesser, die sich einmal mehr über diverse Essensgerüche am Arbeitsplatz ärgern müssen. Im schlimmsten Fall bleiben dann auch noch die hässlichen Plastikgefässe in der Küche liegen, wo sich diese Woche für Woche vermehren und für schlechte Stimmung sorgen.

Eher klein ist die spartanische Fraktion. Deren Mitgliedern reicht ein Joghurt zum Mittagessen oder etwas Biorohkost und ein zu Hause liebevoll zubereitetes Sandwich – häufig vor dem Computer eingenommen. Wie leistungsfähig diese trotz (oder vielleicht gerade wegen?) ihrer bescheidenen Nahrungszufuhr sind, überrascht immer wieder.

Und schliesslich gibt es noch den Flips essenden Redaktor. Seit Jahren nimmt er diese zu sich, meist kombiniert mit Schokodrinks. Als er vor kurzem in der neuen Küche ein Hähnchen in der Mikrowelle aufwärmte, war dies ein historischer Tag auf der WOZ. Für die einen war es ein Schock, für die anderen die Bestätigung, mit dem Ja zur neuen Küche richtig entschieden zu haben.