Wichtig zu Wissen: Marignano und Filmriss

Nr. 2 –

Ruedi Widmer über das Jubiläumsjahr

Die diesjährige Neujahrsansprache wurde von SP-Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga vorgetragen, auf dem «Märit» in Bern. Hinten schlurften ein paar alte Frauen durchs Bild, wahrscheinlich für einen Kaffeegutschein herangekarrt von den Sozialdemokraten, um auf die Tränendrüsen des Publikums zu drücken («Solidarität» für AHV, KESB, HEKS, EMRK, IKRK, IRAK, IOK et cetera).

Sommaruga, ausgerechnet sie (MEI!), sprach von «direkter Demokratie», auf die man stolz sei. Auf die direkte Demokratie darf man stolz sein, aber aufs eigene Schweizersein nicht? Unlogisch. Dabei gehört beides seit der Bundesstaatsgründung von 1291 zusammen. Das wurde so von Alfred Escher, Christoph Blocher und General Guisan auf dem Rütli beschlossen. An der Universität Zürich, an der die Schweizer Geschichte von linken Professoren verboten worden ist, weiss man davon natürlich nichts mehr.

Zum Glück aber ist die Zeit der links indoktrinierten Politik vorbei. Das Volk hat inzwischen bemerkt, dass es selber das Volk ist, und sich auch als solches anerkannt. In Sprechchören ruft es seine Financiers zum Aufkauf der Lügenpresse auf. Die NZZ wurde vor Weihnachten dann beinahe eingenommen. Die FDP auch. 

So passt die unverständliche Ansprache von Sommaruga überhaupt nicht ins Jahr 2015. Sie dachte während der ganzen Ansprache garantiert nur an die EU und an ihr Klavier zu Hause, nicht an die Demokratie. Das ist ein schlechter Amtsbeginn ausgerechnet im Jahr, in dem Marignano endlich legalisiert werden soll mit seinem THC-Gehalt von 1515.

Die jüngere Garde der Politiker tritt ihr Amt glücklicherweise nicht mit solchem altertümlichen, moraltriefenden und erst noch komplizierten Gerede an, sondern mit Alkohol, Knutschen, K.-o.-Tropfen, Sex und Filmriss. Der Blutdruck steigt, und man ist bereit für die Politik. Die Zunge sitzt locker für ein paar träfe Sprüche. Wenn die Argumente genug national sind, geht man unters Volk, auf Twitter, auf die Chilbi, an die Olma oder an die Pegida. Die direkte Demokratie beginnt in der Menschenmasse. Der Volksvertreter läuft in der Masse zur Form auf, nicht im Parlament. Die Mehrheit ist in der Masse schon von Natur aus enthalten und muss gar nicht erst steuergeldverschwendend per Abstimmung ermittelt werden.

Mit einer soliden Vorstrafe kommt man als politisch ambitionierter Mensch besonders weit, weil man nicht elitär wirkt (Jesus etwa wurde von den Herrschern auch als Krimineller angesehen), sondern genau zum Volk passt, das sich beispielsweise an der Pegida trifft. Eine Messerattacke in Zürich Enge im Lebenslauf eines Politikers zeigt dem desillusionierten Wähler: Der wird nicht lange fackeln, sondern richtig hart draufpolitisieren. Und neue Politikerinnen wollen nicht in der Classe politique oder als Gelehrte abgeschottet im Eiffelturm enden, sondern, unbeeinflusst von überflüssigen Fakten und falschen Meinungen anderer, die Demokratie nackt und in ihrer REINEN Form ausüben, so wie sie Gott im Buch Genesis schuf.

Nicht Sommarugas Bern, sondern Dresden, Zürich Enge und Zug sind die Trendstädte, in denen sich die politischen Formate der Zukunft bilden.

PS: Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) ist der Beweis, dass die Verdünnungsformel der Homöopathie funktioniert. Ein Muslim auf tausend Christen hat eine viel stärkere Wirkung als hundert Muslime auf tausend Christen.

Ruedi Widmer ist Karikaturist 
und lebt in Winterthur.