Kenia: Vergessene Gelder

Nr. 18 –

Es liegt vieles im Argen, wenn es um das Thema HIV und Aids in Afrika geht: epidemisch anmutende Zahlen von Neuansteckungen, entvölkerte Regionen und verwaiste Generationen, Aberglaube und gesellschaftliche Tabus um Ursachen und Behandlung, Verfolgung und zunehmende Kriminalisierung der Betroffenen sowie blockierte Hilfsgelder. Hinzu kommt, dass zwei Drittel der weltweit über 33 Millionen HIV-und Aidskranken im subsaharischen Afrika leben – allein 2010 starben in dieser Region schätzungsweise 1,2 Millionen Menschen an der Immunschwächeerkrankung. Doch während der Krankheitsverlauf in westlichen Staaten durch die sogenannte antiretrovirale Therapie (ART) verlangsamt werden kann, erhält nicht einmal die Hälfte der betroffenen AfrikanerInnen die notwendige Behandlung.

Dieses Missverhältnis wird sich in den nächsten Jahren noch weiter verstärken. So gab die US-Regierung kürzlich bekannt, dass sie seit über achtzehn Monaten rund 1,5 Milliarden US-Dollar aus dem Fonds des US-Hilfsprogramms Pepfar (Notfallplan des US-Präsidenten für Aidshilfe) nicht ausbezahlte. Dieses 2003 initiierte Programm hatte sich zum Ziel gesetzt, bis 2010 in fünfzehn Staaten – zwölf davon in Afrika – zwei Millionen Menschen den Zugang zu ART-Medikamenten zu ermöglichen sowie die Zahl der Neuinfektionen massiv zu reduzieren.

Das Gesundheitssystem etwa von Kenia ist auf diese Gelder angewiesen. Ende April demonstrierten deshalb Hunderte AidsaktivistInnen in Kenias Hauptstadt Nairobi und forderten die Freigabe von rund 500 Millionen US-Dollar für das Land. Dass die Gelder nicht ausbezahlt wurden, liegt laut Eric Goosby, dem Leiter von Pepfar, allerdings nicht am fehlenden Willen der Hilfsprogrammverantwortlichen. Vielmehr hätten die kenianischen Behörden das Geld bisher nicht angefordert.