Labitzke-Areal Zürich: Wieder wird auf Vorrat abgerissen

Nr. 28 –

In Zürich, Stadt der Wohnungsnot, droht eine neue Brache zu entstehen. Noch wird das Labitzke-Areal in Altstetten von MieterInnen, die sich seit Ende 2013 gegen die Kündigung gewehrt und eine Mieterstreckung bis August erkämpft haben, und den BesetzerInnen des Autonomen Beauty-Salons bewohnt und belebt. Doch Anfang August will die Immobilien-Investmentfirma Mobimo die verbliebenen Gebäude auf dem Areal definitiv abreissen. Sie hat zwar keine Baubewilligung, dafür den Segen der Stadtregierung: In ihrer Antwort auf eine Petition, die den Erhalt des Areals bis zum Vorliegen einer Baubewilligung fordert, erklärt sie, dass Mobimo am 2. Juni ein Baugesuch eingereicht habe. Ein Abriss sei nötig, um Altlastensanierungen vorzunehmen.

Ein Baugesuch ist jedoch noch keine Baubewilligung. Dafür müssten drei Wochen nach Einreichung des Gesuchs Baugespanne aufgestellt und das Projekt öffentlich ausgeschrieben werden. Beides ist jedoch nicht geschehen. Einsprachen könnten das Bewilligungsverfahren weiter verzögern, zumal Mobimo nun plötzlich gut 20 Meter höher (auf 64 Meter) bauen will als ursprünglich geplant. Vom übermässigen Schattenwurf betroffen wäre pikanterweise ein Grundstück, das der Stadt gehört und auf dem ebenfalls neue Wohnungen entstehen sollen. Darauf weisen die AL-GemeinderätInnen Niggi Scherr und Christina Schiller in einer dringlichen schriftlichen Anfrage an den Stadtrat hin. Auch das Argument der nötigen Altlastensanierung lassen sie nicht gelten. Laut Kataster ist die betreffende Parzelle weder als überwachungs- noch als sanierungsbedürftig eingestuft.

Mit dem vorgezogenen Abriss will Mobimo wohl vor allem die BesetzerInnen loswerden. In der Stadt Zürich ist es Praxis, besetzte Liegenschaften erst räumen zu lassen, wenn eine rechtskräftige Baubewilligung inklusive Baufreigabe vorliegt. Die Idee dahinter ist, Mehrfachräumungen, aber auch Brachen zu vermeiden. Mit seiner Schützenhilfe für Mobimo verfolgt der Stadtrat jedoch – wie schon bei den ehemals besetzten Arealen in der Binz und an der Brandschenkestrasse – eine andere Strategie: den Abriss auf Vorrat.