Kino-Film «Siriri»: Kardinal auf Friedensmission

Nr. 37 –

Der Kardinal sitzt selbst am Steuer: Vom vatikanischen Luxus zeugt bloss noch seine Robe, wenn Dieudonné Nzapalainga einen Pick-up über mehrere Hundert Kilometer schlechte Strassen von der Hauptstadt Bangui bis ins Vertriebenenlager von Bria lenkt. Es ist dunkel, als er dort ankommt und eine Frau ihn vor versammelter Menge fragt: «Was haben wir dem lieben Gott angetan?» Die Menschen hier seien Krankheiten und Milizenangriffen schutzlos ausgeliefert. «Gott hasst niemanden! Nur der Mensch hasst seinen Nächsten», antwortet Nzapalainga, die Kamera schwenkt auf das nächtliche Gewitter, das am Horizont aufzieht.

Platz für viel mehr Bildmetaphorik hat es nicht in diesem Dokumentarfilm über einen überaus irdischen Konflikt. Der Lausanner Regisseur Manuel von Stürler («Hiver nomade») folgt dem Kardinal auf seiner Mission, der Zentralafrikanischen Republik zum Frieden – «Siriri» auf Sango – zu verhelfen. Die Unabhängigkeitsgeschichte des Landes ist durchzogen von Putschs, und seit dem jüngsten vor bald zehn Jahren hält der Bürgerkrieg noch immer an. Zumindest vordergründig trägt er konfessionelle Züge, denn es waren muslimische Seleka-Rebellen, die 2013 die Hauptstadt einnahmen, und mehrheitlich christliche Anti-Balaka-Milizen, die sich darauf formierten. Dagegen kämpft Kardinal Nzapalainga in «Siriri» an, und zwar gemeinsam mit dem Imam Kobine Layama, dem mittlerweile verstorbenen Präsidenten des Höheren Islamrats des Landes. Im zentralafrikanischen Krieg, in dem faktisch vor allem um die Kontrolle über Gold- und Diamantenminen gekämpft wird, dürfe die Religion nicht instrumentalisiert werden, so lautet das interkonfessionelle Mantra.

Dass es im Interesse so mancher Warlords, Rohstoff- oder Waffenhändler liegt, dass das Land nicht zu politischer Stabilität findet, ist klar. Die beiden Kleriker haben dem einzig die Sprache der Moral entgegenzusetzen. So lebt die Hoffnung, die dieser Film transportiert, vor allem in den zähen Dorfgemeinschaften.

Siriri. Regie: Manuel von Stürler. Schweiz 2021