Solidarität im Krieg: Humanitäre Hilfe, freie Zimmer und Soli-Shirts

Nr. 9 –

Wie kann man spenden? Wo können sich Freiwillige melden? Welche Basisinitiativen gibt es? Ein paar Vorschläge gegen die Ohnmacht.

Nach einem russischen Angriff auf einen Militärkomplex in Browary nahe Kiew. Foto: S. Dolzhenko, Keystone

Seit Russlands Präsident Wladimir Putin letzte Woche die Ukraine angegriffen hat, fragen sich viele, wie sie den Menschen vor Ort und den Flüchtenden auf ihrem Weg helfen können. Wer will, kann Geld oder Hilfsgüter an die grossen Organisationen spenden, die alle in der Ukraine aktiv sind: Caritas oder das Schweizerische Rote Kreuz, Ärzte ohne Grenzen und Unicef. Falls Sie andere Möglichkeiten der Unterstützung suchen, haben wir Ihnen hier ein paar Infos zusammengestellt.

Spenden

Die deutsch-schweizerische Organisation Libereco engagiert sich für Menschenrechte in Belarus und in der Ukraine. Dort kooperiert sie mit der NGO Vostok SOS, die seit Jahren im Osten des Landes tätig ist und entsprechend viel Erfahrung im Kriegsgebiet hat. Zusammen haben sie eine Hilfsaktion gestartet, um «die dringendsten Bedürfnisse der Menschen in der unmittelbaren Gefahrenzone zu adressieren, ihnen Medikamente und Verbandsmaterial zu bringen, ihnen bei der Evakuierung zu helfen und temporäre Wohnmöglichkeiten für sie zu finden» (lphr.org ). Libereco arbeitet mit der Flüchtlingsinitiative «Leave No One Behind» zusammen, die auf ihrer Website verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung koordiniert: ukraine.lnob.net . Auch dort kann man spenden oder eine eigene Initiative anmelden. Der Zürcher Verein «Helfen Sie helfen» wiederum sammelt Sachspenden, um sie an die ukrainische Grenze zu bringen, etwa Kleider, Decken oder Windeln (helfensiehelfen.ch/aktuelles ).

Flüchtenden helfen

Wer Geflüchtete aus der Ukraine bei sich aufnehmen will, kann über die Onlineplattform Campax ein Inserat schalten: campax.org . Die Koordination soll in Absprache mit den lokalen und kantonalen Behörden erfolgen, bei denen man sich auch melden kann, wenn man Platz für die Unterbringung hat. Die Seenotrettungsorganisation «Mission Lifeline» wiederum hat bekannt gegeben, einen eigenen Konvoi an die slowakisch-ukrainische Grenze zu schicken, um Flüchtende zu unterstützen. Auch sie ist auf Spenden angewiesen: mission-lifeline.de .

Mutual Aid

Ein älterer Ukrainer vor einem leeren Supermarktregal in Kiew. Foto: Mikhail Palinchak, Keystone

Anarchist:innen aus verschiedenen ukrainischen Städten haben das Projekt «Operation Solidarity» ins Leben gerufen. Wer sie unterstützen will, kann Geld schicken. Nach Angaben des Kollektivs sollen die Spenden in humanitäre Hilfe fliessen, der Unterstützung der sogenannten territorialen Verteidigung dienen und «allen Basisgruppen helfen, die Menschen gegen eine gemeinsame Gefahr zu vereinen». Die Gruppe hilft zudem an den ukrainischen Grenzen. Dafür werden auch Leute gesucht, die Flüchtende abholen oder ihnen eine Unterkunft zur Verfügung stellen können. Und im Onlineshop «Black Mosquito» können Soli-Shirts bestellt werden, deren Erlös an die «Operation Solidarity» geht. Alle weiteren Infos finden sich unter operation-solidarity.org .

Medien

Das deutsche Magazin «Katapult» hat eine Spendenaktion für Journalist:innen in der Ukraine gestartet (katapult-magazin.de ). Auch über das Netzwerk für Osteuropaberichterstattung «n-ost» kann Geld gespendet werden, etwa für Schutzausrüstung für Reporter:innen: betterplace.org . Medien kann man aber auch direkt unterstützen: das unabhängige ukrainische Onlineportal «Kyiv Independent» (kyivindependent.com ), das auf Englisch publiziert – oder das russische Exilmedium «Meduza», das in Russland als «ausländischer Agent» gelistet ist. Weil dadurch die Werbeeinnahmen eingebrochen sind, ist das Team ebenfalls auf Spenden angewiesen (meduza.io ).

Juristische Hilfe

Wer in Russland gegen Putins Angriffskrieg protestiert, zahlt für gewöhnlich einen hohen Preis und riskiert sogar eine Haftstrafe. Die Menschenrechtsorganisation OVD-Info dokumentiert akribisch die aktuellen Verhaftungen (seit letztem Donnerstag sind es schon fast 7000) und bietet juristischen Beistand an. Wer ihre Arbeit unterstützen möchte, kann einmalig an OVD-Info spenden oder auch monatlich Geld überweisen. Alle weiteren Infos finden sich unter ovdinfo.org (auf Englisch).

Zug fahren und telefonieren

Keine Hilfsmöglichkeit, dafür aber noch eine nützliche Info für alle, die Angehörige in der Ukraine haben: Nach den Bahngesellschaften in Deutschland, Österreich, Polen, Tschechien und der Slowakei haben am Montag auch die SBB angekündigt, Flüchtende aus der Ukraine «unkompliziert und kostenlos» durch die Schweiz zu befördern. Die Telefonanbieter Sunrise, Salt und Swisscom wiederum gaben unterdessen bekannt, auf Roaming-Gebühren in der Ukraine zu verzichten und aus ihren Netzen kostenfreie Anrufe dorthin zu ermöglichen.