Vor dem SPÖ-Duell: Arbeiter gegen Polizist

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Was denn nun der Unterschied sei zwischen ihm, Andreas Babler, und seinem Gegenkandidaten um den SPÖ-Parteivorsitz, Hans Peter Doskozil, wollte «Der Standard» wissen. Babler: «Ich war kein Polizist, sondern Fabriksarbeiter.» Er sei bekanntlich für die Legalisierung von Cannabis, so die Zeitung weiter. Wann er denn das letzte Mal gekifft habe? «Das ist schon lange her, da war Doskozil noch Polizist.» Die Auseinandersetzung um den Vorsitz der österreichischen Sozialdemokratie, das zeigen die spöttischen Antworten, nähert sich ihrem Höhepunkt.

Erst waren zwei Personen beteiligt: Parteichefin Pamela Rendi-Wagner und der burgenländische Landeshauptmann Doskozil. Sie wirkte oft technokratisch, er strotzte vor Machtbewusstsein, belehrte seine Konkurrentin. Bald waren die beiden in inniger Feindschaft verbunden. Um den Konflikt zu klären, wurde erstmals in der Geschichte der SPÖ eine Mitgliederbefragung veranstaltet, an der sich ein lachender Dritter beteiligte: Andreas Babler, Bürgermeister aus Traiskirchen, Hoffnungsträger der Basis (siehe WOZ Nr. 15/23). Die Stimmen in der Befragung drittelten sich: Doskozil lag knapp vor Babler, der knapp vor Rendi-Wagner. Nun kommt es am Samstag am SPÖ-Parteitag zum reinen Männerduell.

Die Wahl zwischen dem früheren Fabrikarbeiter und dem ehemaligen Polizisten ist auch ein Richtungsentscheid. Babler, in dessen Gemeinde Traiskirchen das grösste Flüchtlingszentrum Österreichs steht, verteidigt das Recht auf Asyl. Doskozil will sich mit einem Law-and-Order-Kurs bei rechten Wähler:innen anbiedern. Für eine starke Sozialpolitik sprechen sich beide aus, wobei sich Doskozil als besorgter Kümmerer von oben gibt, Babler als nahbarer Praktiker von unten. Mehr als 600 Delegierte werden über den Kurs der Partei entscheiden. Klar ist: Wenn sich die SPÖ danach nicht schleunigst zusammenrauft, wird eine ultrarechte Koalition zwischen ÖVP und FPÖ immer wahrscheinlicher. Profitieren könnten höchstens noch die aufstrebenden Kommunist:innen. Die werben schon mit dem Slogan «Bei uns bist du richtig!» um linke SPÖ-Wähler:innen.