Pressefinanzierung: Die guten Geister

Nr. 29 –

«Wir haben alle gearbeitet wie verrückt für diese Zeitung», sagt einer, der vor drei Jahrzehnten WOZ-Redaktor war: «Oft gingen wir erst gegen Mitternacht nach Hause, um am nächsten Morgen um 9 Uhr wieder da zu sein. Selbstzweifel wuchsen, es gab so viele Leute, die links wählten in der Schweiz, und so wenige von ihnen abonnierten die linke WOZ!» Das Defizit sei gewachsen und gleichzeitig habe man auch noch 350 000 Franken für die Tilgung der Gründungsschulden des Blatts aufbringen müssen. «Es war demoralisierend», sagt der alte Journalistenkollege, «doch dann ist dieser Verein aufgetaucht und hat uns unterstützt. Er hat uns nicht nur den Rücken gestärkt. Er hat unseren Willen gerettet, uns durchzukämpfen.»

Vor 31 Jahren gründeten WOZ-LeserInnen den Förderverein ProWOZ, um das WOZ-Kollektiv vor dem finanziellen Untergang zu bewahren. Vor 30 Jahren rief der Förderverein ProWOZ den Recherchierfonds ins Leben, um der WOZ auch Recherchen zu ermöglichen, die sie sich alleine nicht leisten konnte.

30 Jahre Recherchierfonds und 31 Jahre Förderverein ProWOZ sind Anlass für einen Themenschwerpunkt: Er bietet einen historischen Rückblick auf die härtesten Kampfzeiten des Kollektivs; eine Geschichte der linken Presse in der Schweiz; Ausblicke auf Finanzierungsmodelle für Medien in der Krise sowie auf die Konzepte öffentlich-rechtlicher Medienförderung; und dazu eine Beilage mit ausgewählten Recherchierfonds-Geschichten aus 30 Jahren.